Bereits vor einigen Monaten wurde bekannt, dass die RTL Group über einen Verkauf der französischen Groupe M6 nachdenkt. Seit Montagabend ist nun klar, wie es weitergehen soll: Wie beide Unternehmen offiziell bestätigt haben, starten die Groupe M6 und ihr bisheriger Konkurrent Groupe TF1 exklusive Verhandlungen, an deren Ende neue Machtverhältnisse auf dem französischen Medienmarkt stehen könnten. Durch die geplante Fusion soll eine neue Mediengruppe mit einem "stark diversifizierten Portfolio in den Bereichen TV, Radio, Inhalteproduktion und Technologie" geschaffen werden, heißt es. 

Ziel sei die Schaffung eines "nationalen Media-Champions", der die französische Antwort auf die Herausforderungen durch globale Tech-Plattformen sein soll. Das fusionierte Unternehmen käme demnach auf einen Jahresumsatz von 3,4 Milliarden Euro sowie einen operativen Gewinn von 461 Millionen Euro. Das jährliche Synergiepotenzial wird auf 250 bis 350 Millionen Euro geschätzt. Die Planungen sehen vor, dass der französische Mischkonzern Bouygues 30 Prozent und die RTL Group 16 Prozent am neuen Unternehmen halten. Zuvor wird der TF1-Eigentümer elf Prozent des entstehenden Konzerns für 641 Millionen Euro vom M6-Besitzer RTL kaufen.

Die Rede ist von einem "ambitionierten Projekt", das unter anderem das Angebot französischer Qualitätsinhalte stärken, die Unabhängigkeit und Zuverlässlichkeit der Informationsprogramme garantieren und den beschleunigten Ausbau eines "französischen Streaming-Champions" mit werbefinanzierten Inhalten und Bezahldiensten umfassen soll. Die geplante Fusion wurde jeweils einstimmig genehmigt durch die Verwaltungsräte von Bouygues, RTL Group und Groupe TF1 sowie durch den Aufsichtsrat der Groupe M6. Die Führung des fusionierten Unternehmens soll M6-Chef Nicolas de Tavernost übernehmen, heißt es. Bis Ende 2022 ist geplant, die Transaktion abzuschließen.

Thomas Rabe © Bertelsmann Thomas Rabe
"Die Konsolidierung der französischen Märkte für Fernsehen und audiovisuelle Produktionen ist eine zwingende Notwendigkeit, damit das französische Publikum und die audiovisuelle Branche auch in Zukunft eine herausragende Rolle spielen können – gerade weil sich der internationale Wettbewerb mit rasender Geschwindigkeit verschärft", so Tavernost. Und Thomas Rabe, CEO der RTL Group, betont, die geplante Fusion demonstriere, "dass Konsolidierungsschritte in den nationalen Märkten erhebliche Werte schaffen. Als strategische Investoren werden wir langfristige Partner von Bouygues sein".

Gilles Pélisson, CEO der Groupe TF1: "Das neue Unternehmen wird ein Trumpf sein, um die Strahlkraft der französischen Kultur zu stärken. Die Groupe TF1 wird damit ein neues Kapitel ihrer Entwicklung aufschlagen, ganz im Sinne unserer strategischen Vision, die wir seit fünf Jahren verfolgen."  Oliver Roussat, CEO von Bouygues, versprach, dem neuen Unternehmen als exklusiver Kontrollaktionär "weiterhin unsere gesamte Unterstützung zukommen lassen".

Die geplante Fusion passt ins Bild der jüngeren Vergangenheit, in der sich bereits zahlreiche große Player zusammenschlossen. Jüngstes Beispiel ist die erst Stunden zuvor bestätigte Fusion von WarnerMedia und Discovery, die schon Mitte kommenden Jahres abgeschlossen sein soll (DWDL.de berichtete). Zusammengerechnet würde das neu geformte Unternehmen auf Erlöse von mehr als 40 Milliarden Dollar pro Jahr kommen.