"DER MESSER-KILLER JAGTE GEZIELT FRAUEN" prangte es am vergangenen Sonntag in großen Lettern auf der Titelseite der "Bild am Sonntag", bebildert mit einem Foto des vermeintlichen Täters. Während in anderen Medien zu diesem Zeitpunkt Fotos des mutmaßlichen Täters bei der Festnahme in Würzburg gezeigt wurden, suchte man bei "Bild am Sonntag" im Internet offenbar nach privaten Fotos des Mannes. Das allein wäre schon ethisch fragwürdig - "Bild am Sonntag" wählte als Titel-Aufmacher aber auch noch das Bild eines ganz anderen, völlig unschuldigen Mannes aus.

Aus den Online-Artikeln verschwand dieses Foto in den Tagen darauf wieder, was ein "Bild"-Sprecher gegenüber dem Mediendienst "Medieninsider" mit "Hinweisen auf einen möglichen Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz" begründete. Im E-Paper der "Bild am Sonntag" blieb das Foto dann bis gestern abend auch unverändert. Nun ist es auch dort verschwunden. Am späten Donnerstagabend räumte "Bild" den Fehler nun auch erstmals selbst ein - nachdem "Medieninsider" zuvor berichtet hatte, dass "BamS" womöglich den Falschen als Täter abgebildet hatte.

Der Artikel "In eigener Sache", in dem man um Entschuldigung für die "falsche Foto-Veröffentlichung" auf der Titelseite der "Bild am Sonntag" bittet, findet sich online allerdings nicht etwa unter den Aufmacher-Themen, sondern versteckt als kleinere Meldung im News-Bereich. In der gedruckten "Bild" taucht sie gar nicht auf. Erst wer den Artikel anklickt, erfährt überhaupt, auf welche Berichterstattung sich die Meldung "In eigener Sache" bezieht.

Im Artikel selbst schreibt "Bild" von einem "schwerwiegenden Fehler", man habe "einen Landsmann des Beschuldigten" gezeigt, der "in keinem Zusammenhang mit dem Verbrechen" stehe. Was nach der Äußerung des "größten Bedauerns" und der Entschuldigung folgt, sind Rechtfertigungen: "Wir hatten nach gründlichster Recherche keine vernünftigen Zweifel daran, dass die abgebildete Person auf der Titelseite der BamS den Beschuldigten zeigt. Mehrere Quellen hatten uns dies unabhängig voneinander bestätigt, eine in die Ermittlungen in Würzburg involvierte Person auf Nachfrage sogar schriftlich."

Im Weiteren heißt es: "Diese Foto-Verwechslung ist umso bedauerlicher, als der Betroffene es aufgrund seiner Herkunft und seines Flüchtlingsstatus ohnehin in der aktuellen Situation schwer hat. Wir wissen, dass Fehler wie dieser nicht passieren sollten. Wir bitten um Verzeihung." Der Artikel trägt keine Redakteurs-Kennzeichnung, die Entschuldigung ist auch nicht persönlich von der für "Bild am Sonntag" verantwortlichen Chefredakteurin Alexandra Würzbach unterschrieben.

Update: Schon am Vormittag verschwand die "Entschuldigung" wieder komplett von der Startseite.

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