Tina Hassel oder Norbert Himmler? Beide wollen künftig das ZDF leiten und bewerben sich um die Nachfolge von Intendant Thomas Bellut. Und während im Vorfeld viel über rote und schwarze Freundeskreise, Vor- und Nachteile der beiden Kandidaten und den Konzepten, mit denen sie punkten wollen, zu lesen war, wird es nun ernst. Am Freitag tritt der Fernsehrat zusammen und wählt. Hier die wichtigsten Infos zur bevorstehenden Wahl…

Wer entscheidet?

Zur Wahl aufgerufen ist der 60-köpfige ZDF-Fernsehrat. Die Personen, die in diesem Gremium sitzen, sollen die Gesellschaft abbilden. Die Mitglieder werden von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen entsandt, etwa von Kirchen, Naturschutzverbänden, Wohlfahrtverbänden, Gewerkschaften und Arbeitgebern. Aber auch Bund und Länder entsenden Personen in den Fernsehrat. Eine Übersicht über alle Mitglieder gibt's beim ZDF.

Wann wird gewählt?

Die Sitzung des Fernsehrates startet um 9 Uhr und ist bis 15 Uhr angesetzt. Getagt wird in Präsenz in der Rheingoldhalle Mainz. Voraussichtlich um 9:20 Uhr wird es ernst, dann nämlich startet man mit dem Tagesordnungspunkt, in dem es um die Wahl geht. Norbert Himmler und Tina Hassel haben dann noch einmal die Möglichkeit, sich vor den Fernsehrats-Mitgliedern vorzustellen und ihre Konzepte und Visionen zu präsentieren. Einiges davon ist ja bereits durchgesickert (DWDL.de berichtete). 

Rund 15 Minuten nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses, gibt es eine Pressekonferenz mit der Vorsitzenden des Fernsehrats, Marlehn Thieme, und dem Sieger bzw. der Siegerin. Wann die aber startet, hängt ganz von dem Ergebnis ab. Bleibt es bei einem Wahl-Durchgang, steht wohl schon gegen 11 Uhr fest, wer auf Thomas Bellut folgen wird. Erreichen weder Himmler noch Hassel das nötige Quorum, kann sich das Ergebnis und die Pressekonferenz entsprechend verzögern. 

Was macht die Wahl so interessant? 

Als Thomas Bellut 2011 erstmals gewählt und 2015 im Amt bestätigt wurde, gab es keine Gegenkandidaten. Das ist dieses Mal anders. Norbert Himmler ist Programmdirektor und gilt zwar als Favorit, mit Tina Hassel gibt’s aber immerhin eine bekannte Kontrahentin, die sich ebenfalls um das Amt an der ZDF-Spitze bemüht. Außerdem reicht keine einfache Mehrheit, benötigt werden Drei-Fünftel der Stimmen, also 60 Prozent. 

Es ist zudem die erste Wahl eines ZDF-Intendanten oder einer ZDF-Intendantin, bei der die Fernsehrats-Mitglieder von Bund und Ländern maximal ein Drittel im Gremium stellen. Das Bundesverfassungsgericht hatte bereits 2014 entschieden, dass die Zahl der staatsnahen Fernsehrats-Mitglieder reduziert werden müsse - das ist inzwischen umgesetzt. Zuvor berichteten einige Medien von einem vermeintlichen Machtkampf zwischen "rotem" und "schwarzem" Freundeskreis im Fernsehrat. Die Existenz der Freundeskreise ist unbestritten - wie viel die Parteien hier aber tatsächlich zu sagen haben ist unklar. Einige Personen im Fernsehrat fühlen sich keinem dieser Freundeskreise zugehörig und sicher ist: Keiner der Freundeskreise wäre groß genug, um alleine die nötige Drei-Fünftel-Mehrheit für eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu erreichen.

Kann es Überraschungen geben? 

Das ist durchaus möglich und wäre nicht neu. Überraschungen sind möglich, wenn weder Hassel noch Himmler die nötige Mehrheit im Fernsehrat auf sich vereinen. Gibt's etwa im ersten Wahldurchgang ein Patt, wäre es nicht unüblich, dass nach Beratungen direkt ein weiterer Wahldurchgang angesetzt wird. Das kann der Fernsehrat mit einfacher Mehrheit beschließen. Für eine mögliche Vertagung der Sitzung gibt es keine Vorgaben oder geltende Rechtsvorschriften. Grundsätzlich aber kann der Fernsehrat das weitere Vorgehen in der Sitzung am Freitag beschließen.

Bei einem Patt ist es auch möglich, dass eine Kompromiss-Kandidatin oder ein Kompromiss-Kandidat, der bislang bei niemandem auf dem Zettel stand, aus dem Hut gezaubert wird. Der frühere ZDF-Intendant Karl-Günther von Hase etwa kam unverhofft in das Amt, weil sich der von den Parteien dominierte Fernsehrat damals nicht zwischen den eigentlichen Kandidaten, Reinhard Apel und Dieter Stolte, einigen konnten. Auch Markus Schächter war 2002 so ein Kompromisskandidat. Damals musste der Fernsehrat drei Mal zusammengekommen und fünf Wahlgänge abhalten, um einen Nachfolger von Dieter Stolte zu finden, der den Sender zuvor 20 Jahre lang führte. Auch Günter Struve, langjähriger Programmdirektor des Ersten, bemühte sich damals um den Posten, scheiterte aber. 

Wo kann ich Sitzung und Wahl verfolgen? 

Die Sitzung des Fernsehrats, und damit auch die Wahl selbst, wird auf der Webseite des Gremiums gestreamt. 

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