Während WarnerMedia im Entertainment-Bereich in Sachen Streaming voll auf HBO Max setzt, steht beim Nachrichtensender CNN bislang das traditionelle lineare Programm im Mittelpunkt. Schließlich sind News und andere aktuelle Programm ja gerade die Dinge, mit denen klassisches Fernsehen noch punkten kann. Doch auch CNN bekommt den Wandel zu spüren: Der Sender wird in den USA im Kabel verbreitet und gehört somit zu den Basis-Pay-TV-Angeboten, die sich zu einem Großteil durch die dort ziemlich hohen Kabelgebühren finanzieren.

Während das für Jahrzehnte ein ziemlich sicheres Geschäft war, bei dem man sich vor allem alle paar Jahre mit den Kabelnetzbetreibern auf neue Entgelte einigen musste, gilt nun gewissermaßen: Mitgehangen, mitgefangen. Der Aufstieg der Streamingdienste in anderen Bereichen abseits der News führt dazu, dass in den USA immer mehr Menschen ihren klassischen Kabelanschluss kündigen, was sich in geringeren Reichweiten für CNN und in der Folge dann absehbar auch geringeren Zahlungen durch die Kabelnetzbetreiber an CNN niederschlagen wird.

Als Antwort darauf hat nun auch CNN seinen eigenen Streamingdienst angekündigt: Anfang 2022 soll er starten, CNN+ heißen und zum Start acht bis zwölf Stunden pro Tag Live-Programm anbieten. Nun läge es auf den ersten Blick nahe, einfach das ohnehin produzierte CNN-Programm zu übertragen und so all jenen zu einem geringeren Preis zugänglich zu machen, die kein klassisches Kabel mehr bezahlen wollen. Dem stehen jedoch die Exklusiv-Vereinbarungen mit den bisherigen Kabelnetzbetreibern entgegen, die einen Großteil der Einnahmen von insgesamt über einer Milliarde im Jahr beisteuern und damit natürlich keine Konkurrenz für sich finanzieren wollen.

Also wird man ein eigenes Live-Programm für CNN+ produzieren, zum Start acht bis zwölf Stunden. Man verspricht, darin aktuelle Themen zu vertiefen und "Lifestyle"-Inhalte zu bieten, dabei werde man sowohl auf bekannte Köpfe von CNN wie auch neue Moderatorinnen und Moderatoren setzen. Außerdem solle es eine "Community-Komponente" geben, sprich: Zuschauerinnen und Zuschauer sollen sich mit den Moderatorinnen und Moderatoren sowie Expertinnen und Experten unterhalten können. Abseits der Live-Strecke kündigt man die Produktion von (non-fiktionalen) Serien und Filmen explizit für CNN+ an, außerdem werde man auch vergangene Staffeln von CNN-Formaten wie "Anthony Bourdain: Parts Unknown", "Stanley Tucci: Searching for Italy", "This is Life with Lisa Ling" oder "United Shades of America with W. Kamau Bell" zum Abruf bereit stellen.

Mit diesem Angebot soll es gelingen, zum Einen all jene anzusprechen, die eben kein klassisches CNN mehr empfangen, zum Anderen aber auch die "Superfans" des Senders, die beispielsweise einen direkten Draht zu den Köpfen suchen. Wieviel Geld man dafür verlangen wird, ist ebenso noch unklar wie Details zu den geplanten neuen Eigenproduktionen oder zum Ablauf der Live-Strecke. Auch wie es mit der Internationalisierung nach dem US-Start aussieht, ist noch unklar. Dafür betont man, dass man im Start von CNN+ für den Sender einen geradezu epochalen Schritt sieht.

Jeff Zucker, Chef von WarnerMedia News, sagt: "CNN hat 1980 die Kabelnachrichten erfunden, 1995 die Online-Nachrichten definiert und macht jetzt einen wichtigen Schritt in der Erweiterung dessen, was Nachrichten sein können, indem es 2022 einen Direct-to-Consumer-Streaming-Abonnementdienst starten wird. Als der vertrauenswürdigste und anerkannteste Name in der Nachrichtenbranche verfügt CNN über eine konkurrenzlose globale Reichweite, Weltklasse-Talente und eine umfangreiche bestehende Bibliothek von Inhalten, darunter preisgekrönte Serien und Filme. Zusätzlich zu einem noch nie dagewesenen Fernsehangebot, das nach wie vor der Kern unserer Arbeit ist, werden wir den Verbrauchern ein Streaming-Produkt anbieten, das die Reichweite und den Umfang der Marke CNN auf eine Art und Weise vergrößert, wie es sonst niemand tut. Etwas gleichartiges gibt es bislang nicht."