Simon Cowell © ITV Simon Cowell
Es gibt nur wenige Castingshows auf der Welt, die verlässlich so viele Stars produziert haben wie das britische "The X Factor". Leona Lewis, Alexandra Burke, One Direction, Little Mix, James Arthur, Rebecca Ferguson, Olly Murs, JLS und Cher Lloyd sind mutmaßlich die größten Namen, die ihre Karriere in der von Simon Cowell entwickelten Castingshow gestartet haben. Seit 2004 war das Format ein wichtiger Anker für den Privatsender ITV, der damit regelmäßig richtig gute Quoten geholt hat. 

Das Erfolgsmodell "X Factor" hat in den vergangenen Jahren jedoch gelitten. Ähnlich wie bei "DSDS" und "Das Supertalent" in Deutschland sind auch die Quoten der britischen Castingshow sukzessive gesunken. Eine Promi-Version der Castingshow kam zuletzt nur noch auf rund 3,2 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Das ist nicht schlecht, im Vergleich zu früheren Erfolgen aber eben doch ziemlich wenig. 

ITV und Cowell ziehen nun die Konsequenzen und beenden "X Factor" - zumindest vorerst. Wie der Sender am Donnerstag bestätigte, gebe es derzeit keine Planungen für eine weitere Staffel der einst so beliebten Castingshow. Das heißt natürlich nicht, dass die Show niemals ins Programm von ITV zurückkehren wird. Nun ist aber klar, dass das Format derzeit keine Priorität beim Sender hat. Die Ankündigung von ITV kommt durchaus überraschend, denn eigentlich war eine 16. Staffel angekündigt. 2019 verlängerten ITV und Cowell ihre Zusammenarbeit um fünf Jahre. Während "Britain’s Got Talent" damals um fünf weitere Staffeln verlängert wurde, sollte es bei "X Factor" erst einmal nur einen weiteren Durchlauf geben - doch nicht einmal dazu wird es nun noch kommen. Produziert wurde die Show von Cowells Syco Entertainment und Fremantle. 

Die letzte Staffel der Castingshow war im Jahr 2018 zu sehen. Ein Jahr später folgten dann noch die Promi-Version und eine Staffel, in der es nur um Bands ging. Mehrere britische Medien berichten nun unter Berufung auf die "Sun", dass die Entscheidung zur Einstellung ganz allein von Cowell getroffen worden sein soll. Er hatte das Format in Großbritannien und der Welt groß gemacht - und er zieht nun auch den Stecker. Die "Sun" zitiert einen nicht näher benannten Insider der Show, der erklärte, Cowell habe nicht zusehen wollen, wie die Quoten weiter sinken und "The X Factor" irgendwann als "Witz" ende. Andere große Shows, beispielsweise die BBC-Tanzshow "Strictly Come Dancing", haben in den vergangenen Jahren vorgemacht, wie man trotz der zunehmenden Fragmentierung auch weiterhin hohe lineare Reichweiten einfährt. 

Cowell selbst wird aber auch weiterhin im britischen TV und bei ITV zu sehen sein. Erst vor wenigen Woche wurde bekannt, dass er Chef-Juror der neuen Musikshow "Walk The Line" werden wird. Darin können Sängerinnen und Sänger selbst entscheiden, ob sie im Wettbewerb bleiben oder ausscheiden und ihr erspieltes Geld mitnehmen. Auch dieses Format wird produziert von Cowells Syco Entertainment.

In Deutschland war "X Factor" übrigens nie so erfolgreich wie in Großbritannien. Zwischen 2010 und 2012 liefen hierzulande drei Staffeln bei Vox. Nach recht guten Quoten und im Schnitt mehr als 10 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, lief es für Staffel drei spürbar schlechter, weshalb sich Vox gegen eine Fortsetzung entschied. 2018 holte Sky das Format für eine Staffel zurück ins Pay-TV. Dort lief es aber unter der Wahrnehmungsgrenze.