Ein ganz normaler Tag sei dieser Montag für ihn, betont Helge Fuhst, zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell und damit verantwortlich für die "Tagesthemen", im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Und doch ist etwas anders: Erstmals tritt RTL mit seinem neuen Nachrichtenmagazin "RTL direkt" gegen die "Tagesthemen" an - doch eine Gefahr sieht Fuhst darin offensichtlich nicht.

"Ich glaube an das Original", sagte er der "SZ". "Die Formate sind doch sehr unterschiedlich: Wir senden fast doppelt so lang und oft, an sieben Tagen in der Woche sind wir für die Menschen da. Eines der weltweit größten Korrespondentennetzwerke im In- und Ausland bietet einen wertvollen Blick auf unseren Alltag und die Themen unserer Zeit. Die Menschen vertrauen den 'Tagesthemen' seit mehr als vierzig Jahren. Zudem gilt auch für uns: Wettbewerb befeuert und schadet nicht."

In der Diskussion um den Sendeplatz erkenne er "eine typisch deutsche Debatte", wie Fuhst meint. "In vielen Ländern laufen die wichtigsten Nachrichtensendungen der einzelnen Sender schon immer zur selben Zeit. Zudem verändert sich die Mediennutzung. Neben den Zuschauern im linearen Fernsehen schauen immer mehr Menschen die Sendungen zeitversetzt online. Der Sendeplatz verliert seine Allmacht, während die Nutzung insgesamt zunimmt."

Mit Blick auf den bevorstehenden Start von Bild TV erklärt Fuhst, dass die ARD "schon längst erkannt" habe, dass Liveberichterstattung und Schnelligkeit noch wichtiger geworden seien. " So seien das Livestream-Angebot der "Tagesschau" und die Liveberichterstattung auf Tagesschau24 ausgebaut worden. "Auch hier gilt zwar: Wettbewerb beflügelt das Geschäft. An unseren Relevanzkriterien für Nachrichten wird sich jedoch nichts ändern. Manch ein Thema überlassen wir gerne 'Bild'."

Mit Blick auf die eigene Sendung kündigte Helge Fuhst indes im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" an, dass die Übergaben "bildlich und sprachlich weiterentwickelt" werden sollen. "Wir haben durch die zusätzliche Sendezeit werktags bereits jetzt mehr Interviews, und das - soweit es die Corona-Situation zulässt - künftig auch häufiger mit Gästen im Studio, oder unsere Moderatorinnen und Moderatoren treffen besondere Gesprächspartner vor Ort, wie zuletzt Ingo Zamperoni den US-Außenminister."

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