Unabhängige Berichte über die Situation in Kabul sind derzeit schwer zu bekommen, weil sich kaum noch ausländische Journalistinnen und Journalisten im Land befinden. Zuletzt machten sich Mitarbeiter mehrerer Verlage auf den Weg in die afghanische Hauptstadt, wurden aber gegen deren erklärten Willen umgehend wieder nach Doha ausgeflogen.

Am Mittwoch berichtete bereits Paul Ronzheimer von "Bild", dass er und weitere internationale Journalisten durch die US-Armee zur Ausreise gezwungen wurde. Auf Twitter schrieb er: "Wir werden wie Verbrecher von US-Soldaten festgehalten und jetzt zum Flieger nach Doha eskortiert. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas sls Krisenberichterstatter mit dem US Militär einmal erleben würde. Was ist die Presse der US Regierung wert?"

Wenig später wurden auch Mitarbeiter von "Spiegel" und "Zeit" wenige Stunden nach ihrer Landung in Kabul wieder zur Ausreise gezwungen. Für den "Spiegel" war Christoph Reuter vor Ort, der jahrelang als Korrespondent in Kabul gelebt hatte, für die "Zeit" waren Wolfgang Bauer und der freie Fotograf Andy Spyra in Kabul. Alle drei hätten den Flughafen direkt nach ihrer Ankunft verlassen wollen, um aus der Stadt zu berichten und sich um die Ausreise von lokalen Mitarbeitern sowie von deren Angehörigen bemühen. 

Sie seien aber von deutschen und amerikanischen Beamten und Militärs am Verlassen des militärisch gesicherten Flughafengeländes gehindert worden. Der US-Armee zufolge sei die Entscheidung, sie direkt zur Ausreise zu zwingen, mit Unterstützung deutscher Diplomaten vor Ort getroffen worden. "Spiegel"-Chefredakteur Steffen Klusmann kommentiert das mit den Worten: "Es ist wichtig, dass Journalisten, die sich auskennen, in der gegenwärtigen Situation über die Lage in Afghanistan berichten können. Es kann nicht sein, dass Journalisten von staatlichen Stellen an der Ausübung ihrer Tätigkeit gehindert werden."