Von den Reichweiten, die etwa die "Tagesschau" oder "heute" mit ihren Accounts auf Instagram erzielen ist "RTL aktuell" zwar ein gutes Stück entfernt, mit immerhin 453.000 Abonnentinnen und Abonnenten verfügt das RTL-Nachrichtenangebot aber gleichwohl über eine ziemlich beachtliche Reichweite - die man im Vorfeld der Bundestagswahl nun im Rahmen eines "Takeovers" vorübergehend anderen überlassen wollte. Am Mittwoch kündigte man an, dass dort am Donnerstag "Insta.Politik" für die Inhalte verantwortlich sein sollte.

"Insta.Politik" bezeichnet sich selbst als "privater Erkläraccount", auf dem beispielsweise erläutert wird, was es mit "Ausgleichsmandaten", der 5-Prozent-Hürde oder dem System mit Erst- und Zweitstimmen auf sich hat, "Nine & Lara" als Betreiberinnen des Accounts gehen dabei auch immer wieder in die Diskussion mit ihren derzeit knapp 15.000 Abonnentinen und Abonnenten, zuletzt etwa zu den Themen "Wählen ab 16" oder Afghanistan. Diesen einem größeren Publikum bekannt zu machen, ist also per se erstmal keine schlechte Idee, dachte man sich offenbar bei RTL.

Das Problem ist dabei nur: Die beiden Betreiberinnen sind mit der CDU verbandelt. Lara Urbaniak arbeitet in der Pressestelle der CDU Deutschlands, Janine Klose ist rechtswissenschaftliche Referentin und arbeitet für einen Abgeordneten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Auf Twitter kritisierte Medienjournalist Daniel Bouhs, die geplante Aktion und schrieb, auf die Idee, den Insta-Account  mitten im Wahlkampf einer Mitarbeitern der CDU-Pressestelle zu überlassen, müsse man erstmal kommen. "Und: Ja, Insta.Politik hat bisher keine Parteipolitik gemacht, sondern erklärt u.a. den Bundestag. Als Privatengagement ist das sehr ehrenwert. Aber die Konstruktion hier? Finde ich doch sehr fragwürdig. Völlig egal natürlich, für welche Partei Macher:innen tätig sind", so Bouhs weiter.

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Tatsächlich wird der Instagram-Account von den beiden privat betrieben, parteipolitische Inhalte gab es daher nicht - schon der Anschein, dass ein offizieller Kanal von "RTL aktuell" aus der CDU-Pressestelle gesteuert wird, ist aber in der Tat fragwürdig - wie dann wohl auch RTL aufgefallen ist. Am Vormittag teilte RTL via Twitter mit: "Der Instagram-Account von RTL Aktuell hatte gestern ein Takeover angekündigt. Dieses wird nicht stattfinden. Es gibt grundsätzlich keine Übernahme unserer journalistischen Kanäle! Hier ist schlicht und einfach ein Fehler im Social Team passiert."

Diese generelle Absage wurde bei RTL intern allerdings anscheinend bislang nicht kommuniziert, auch anderen war ein "Takeover" des Accounts von "RTL aktuell" bereits angeboten worden, wie Daniel Bröckerhoff bei Twitter öffentlich machte - um die Abstimmung unter den einzelnen Teams scheint es offenbar nicht zum Besten bestellt. Der Deutsche Journalisten-Verband nannte die jetzige Absage in jedem Fall eine "gute und konsequente Entscheidung", die Übernahme durch zwei Mitarbeiterinnen der CDU habe "nichts mit Journalismus zu tun".

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Die beiden Betreiberinnen von Insta.Politik kündigten auf ihrem Instagram-Kanal unterdessen an, die bereits erstellten Inhalte nun auf ihrem eigenen Account zu veröffentlichen. Tatsächlich erschienen dort bereits Kurz-Interviews mit einigen Kandidatinnen und Kandidaten, die neu für den Bundestag kandidieren - quer durch verschiedene Parteien von den Grünen, der FDP, der SPD  und Volt, nur in einem Fall der CDU. "Wir haben uns viel Mühe mit der Erstellung des Contents gemacht - daher laden wir den jetzt hier auf unserem Account hoch. Ihr könnt euch gerne selber ein Bild davon machen." Ein bisschen zusätzliche Aufmerksamkeit hat ihnen die abgebrochene RTL-aktuell-Aktion somit in jedem Fall beschert.