Der RBB hat seiner Moderatorin Marion Brasch, die regelmäßig bei Radio Eins zu hören ist, eine Zwangspause verordnet. Hintergrund ist eine Zeitungsanzeige, in der sich viele Berliner Kunst- und Kulturschaffende für eine Wahl der Linken am 26. September aussprechen. Dann ist nämlich nicht nur Bundestagswahl, an diesem Tag findet auch die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus statt. Unterzeichnet ist die Anzeige auch von Brasch, die damit gegen die Statuten des RBB verstoßen hat. 

Gegenüber "Übermedien", das zuerst über den Fall berichtete, heißt es vom RBB: "Der RBB steht für Meinungsfreiheit und -vielfalt. Gleichzeitig hat er klare Regeln für das Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wahlkampf. Wir halten in unserer Geschäftsordnung fest, dass sie ‚während eines Wahlkampfs für Europa-, Bundestags-, Landtags- oder Abgeordnetenhauswahlen in den sechs Wochen vor dem Wahltermin in keiner Rundfunksendung des RBB auftreten, wenn sie sich im jeweiligen Wahlkampf aktiv betätigen‘". Brasch werde nun bis zur Wahl nicht mehr im RBB auftreten. Der Sender betont, dass das im Einvernehmen mit der Moderatorin beschlossen wurde. 

Gleichzeitig gibt es einen ganz ähnlich gelagerten Fall, über den "Übermedien" berichtet - hier agiert der RBB allerdings anders. So hat Moderator Jörg Thadeusz eine Kolumne in dem FDP-Magazin "Chancen" veröffentlicht. Und auch Thadeusz hat damit in den Augen des RBB "die in der Geschäftsordnung des RBB gesetzten Grenzen überschritten". Man habe mit ihm das Gespräch gesucht "und ihm unser Unverständnis deutlich gemacht", so der Sender gegenüber den Kollegen von "Übermedien". 

Nur: Weitere Konsequenzen gibt es für Jörg Thadeusz nicht. Der Moderator soll am 21. September sogar noch einmal eine Ausgabe seiner Sendung "Thadeusz und die Beobachter" präsentieren. Diese stünde "in besonderer Weise für Kontroverse und Meinungsvielfalt im RBB". Deshalb halte man es für falsch, ausgerechnet an dieser Sendung ein "Exempel zu statuieren", so der Sender. In dem Format soll er sich dann auch zu der Kolumne äußern. Weitere Sendungen soll er bis zur Wahl aber nicht moderieren.

Thadeusz selbst sagt gegenüber "Übermedien", dass er den Text im Juli geschrieben und nicht gewusst habe, dass er nah am Wahltermin veröffentlicht werden würde. Dem Sender gibt er Recht in der Bewertung, sagt aber auch, dass man sich "locker machen" sollte. Sein "Bekehrungseifer" sei "sehr begrenzt". Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Jörg Thadeusz Ärger bekommt wegen seiner Aktivitäten im Wahlkampf. 2017 missbilligte der RBB schon einmal die Tatsache, dass er bei einem CDU-Event mit Angela Merkel moderierte (DWDL.de berichtete). 

Update (10. September, 14:20 Uhr): Inzwischen hat sich auch der WDR gegenüber DWDL.de zu dem Fall geäußert. Bei WDR 2 präsentiert Thadeusz eine Talk-Sendung, in der er derzeit mit Politikerinnen und Politikern aller Parteien spricht. Auch vom WDR heißt es, dass der Moderator gegen die Senderregeln verstoßen habe. Sichtbare Konsequenzen wird es aber auch hier nicht geben: "Die Redaktion hat unmittelbar, nachdem ihr die Kolumne bekannt wurde, das Gespräch mit Jörg Thadeusz gesucht und ihr Unverständnis deutlich gemacht und für die Zukunft klare Vereinbarungen getroffen."