Bei der Deutschen Welle (DW) war man in den zurückliegenden Wochen damit beschäftigt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Afghanistan zu bringen. Nun meldet der deutsche Auslandssender Vollzug: Neun Korrespondentin und die einzige Korrespondentin des Unternehmens in Afghanistan konnten, gemeinsam mit ihren Familien, nach Pakistan ausreisen. Insgesamt wurden 72 Personen evakuiert. Damit sei ein erstes Ziel erreicht, heißt es vom Sender. Noch ist die Evakuierungsmission aber nicht zu Ende: In Afghanistan warten noch die Familien der Bonner Mitglieder der Afghanistan-Redaktion auf die Ausreise.

Auch sie sind unter den neuen Machthabern im Land massiv gefährdet, wie ein Vorfall vor einigen Tagen zeigte. Nur Tage nach der Machtübernahme hatten Taliban-Kämpfer bei der Suche nach einem Journalisten der DW einen von dessen Familienangehörigen erschossen und einen weiteren schwer verletzt. Die Taliban hatten von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeitet. 

DW-Intendant Peter Limbourg sagt zur nun erfolgten Evakuierung: "Mein Dank gilt der Bundesregierung, dem Außenminister sowie der deutschen Botschaft in Pakistan und vielen Akteuren in der Politik, ohne die diese Ausreise nicht möglich gewesen wäre. Auch das große Engagement der Regierung Katars, die sich enorm für unsere Kollegen eingesetzt hat, wissen wir sehr zu schätzen. Ein besonderer Dank gilt den Behörden in Islamabad, die ihre Genehmigung für diese Evakuierung unserer Mitarbeiter und ihrer Familien über Pakistan aus humanitären Gründen erteilt haben. Diese Unterstützung in einer akuten Notlage war entscheidend." Lob für die Bundesregierung in Sachen Afghanistan-Evakuierung gab es zuletzt wenig - vor allem von Seiten der Medien. Erst vor wenigen Tagen kam im Gegenteil sogar harsche Kritik von der "Stern"-Chefredakteurin (DWDL.de berichtete). 

Als sich die Machtübernahme der Taliban abzeichnete, bat die Deutsche Welle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Land zunächst in die Hauptstadt, dort wollte man sie eigentlich auf dem Luftweg außer Landes bringen. "Wegen einer Vielzahl von Gründen" sei die Evakuierung per Flugzeug jedoch gescheitert. Auch die Familien der DW-Journalisten hätten vor dem Nordtor des Kabuler Flughafens auf Einlass gewartet. Nun erfolgte die Evakuierung auf dem Landweg. In Bonn laufen aktuell die Vorbereitung auf die Ankunft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland. Die Korrespondentin und ihre Kollegen aus Afghanistan werden die Redaktion in Bonn bei der Berichterstattung über Afghanistan unterstützen.