Foto: Uwe Völkner, Fox Fotoagentur/medienforum.nrwNachdem Silvio Berlusconis Medienkonzern Mediaset erklärt hat, ein unverbindliches Angebot für die ProSiebenSat.1 Media AG abzugeben, wächst in Deutschland die Sorge, das Fernseh-Unternehmen könne in die falschen Hände geraten. Besonders die die politischen Interessen, für die Berlusconi bisher seine Medienmacht nutzte, scheinen mit der deutschen Medienlandschaft unvereinbar.

Im Falle Berlusconis - als ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens einer politisch nicht unbedeutenden Figur - läge eine enge Verquickung einer unternehmerischen Tätigkeit und der eventuellen Einflussnahme auf die Medienpolitik vor, die im Falle der Europäischen Union auch Deutschland beträfe, sagte der Medienexperte und Direktor des Deutschen Digital Instituts Prof. Dr. Jo Groebel (Bild) gegenüber DWDL.de. "Aus nachvollziehbaren Gründen ist eine derartige Verflechtung eines Markt-Akteurs in die Medienpolitik nicht vorgesehen", so Groebel.


Eine weitere Befürchtungen sei laut Groebel ein unter Umständen drohender Qualitätsverlust in den Programmen der ProSiebenSat.1-Gruppe. Mit Blick auf Berlusconis Sender in Italien, liege die Sorge nahe, dass ein Einstieg von Mediaset in den deutschen Markt eine qualitative Abwärtsspirale in Gang setzen könnte. "Allerdings ist der deutsche Markt anders als der italienische und in den Markt kann ich nur einbringen, was von ihm angenommen wird", relativiert Groebel diese Prognose, gibt aber zu bedenken, dass derzeit auf der Qualitätsskala nach unten noch viel Platz sei.

Die italienische Tageszeitung "La Stampa" warnte gar vor einem Kulturschock, der Deutschland erwarte, sollte Mediaset zum Zuge kommen. Viel problematischer als das Programmniveau allerdings seien die Art und Weise, wie Berlusconi seine eigenen Interessen innerhalb seiner Unternehmen mit großem Nachdruck durchsetze, so Groebel. "Berlusconi hat in Italien gezeigt, dass er bei seinen Mitarbeitern nur Willfährigkeit akzeptiert", sagte der Medienexperte gegenüber DWDL.de. So sei es bei Berlusconi zudem an der Tagesordnung, inhaltliche Entscheidungen seiner Sender mit politischen Interessen zu verknüpfen. "Diese direkte Einflussnahme auf redaktionelle Inhalte ist in der publizistischen Kultur Deutschlands eher unüblich", so Groebel.