Seit Mai bilden Christine Strobl, Florian Hager und Oliver Köhr das neue Führungstrio der Programmdirektion – und zumindest kann man Ihnen nicht vorwerfen, es seither ruhig angehen zu lassen. Pläne für eine umfangreiche Programmreform sickerten schnell durch und riefen innerhalb der ARD etliche Kritiker auf den Plan – nicht zuletzt auch, weil man stets nur Teile der Pläne aus Medienberichten entnehmen konnte, eine genaue Erklärung der Pläne und Ziele in- wie extern aber erst teilweise nachgeschoben wurde, als die Kritiker längst auf den Barrikaden waren. Bis Ende des Jahres soll die Reform nun stehen, kündigte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow im Interview mit dem "Tagesspiegel" an, nachdem sie "in den Fachbereichen der gesamten ARD gründlich beraten" worden seien.

Besonders lautstark äußerten in den letzten Wochen die Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten ihre Kritik. Hier steht eine Verlegung des "Weltspiegels" vom Sonntagvorabend auf den späten Montagabend zur Diskussion. Für die scharfe Kritik daran hat Buhrow, der selbst früher als Auslandskorrespondent für die ARD tätig war, wenig Verständnis – vor allem, weil aus seiner Sicht zu sehr übers Lineare, zu wenig über die digitalen Möglichkeiten diskutiert werde. Buhrow: "Klar, nicht wenige Macher hängen an ihren linearen Produkten, aber man muss sich der Zukunft zuwenden. Ich jedenfalls war als Auslandskorrespondent mehr daran interessiert, ein möglichst großes Publikum zu erreichen, als eine bestimmte Sendung zu füllen."

Konkret danach gefragt, wie er sich zu seiner Zeit als Auslandskorrespondent zur Diskussion verhalten hätte, sagt Buhrow: "Ich hätte mich an den Beratungen beteiligt, ehe ich mich öffentlich äußere. Hätte gefragt, wie sich eine Verschiebung in die Absicht einfügt, die Auslandsberichterstattung zu stärken. Denn unser Ziel ist hier wie bei Kultur und Wissenschaft, mehr zu machen und nicht weniger."

Generell bestehe "überall Konsens, dass die Zukunft im Digitalen liegt." Es sei aber auch klar, dass man linear und nonlinear nicht nebeneinander komplett bespielen könne, sondern umschichten müsse. Buhrow: "Bei dem abstrakten Ziel der Reform sind sich schnell alle einig, aber bei der praktischen Umsetzung beginnt oft die Uneinigkeit. Dieses Spannungsfeld gibt es auch bei der Macherinnen und Machern. Da sagt manchmal dieselbe Person: ‚Ich habe schon längst keinen Fernseher mehr.‘ Und dann kommt die Forderung: ‚Mein Beitrag muss aber direkt nach der ,Tagesschau’ laufen.‘"

Als ARD-Vorsitzender wird Tom Buhrow diese Diskussionen nur noch bis zum Jahresende begleiten, dann soll RBB-Intendantin Patricia Schlesinger den ARD-Vorsitz übernehmen. In seinem Posten als WDR-Intendant sei er aber nicht amtsmüde: "Ich bin bis 2025 gewählt und bis zum letzten Tag voller Tatendrang."

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