Nur kurze Zeit nachdem der WDR bekanntgegeben hatte, dass Nemi El-Hassan künftig neben Florence Randrianarisoa und Ralph Caspers das Wissenschaftsmagazin "Quarks" moderieren soll, wurden Vorwürfe gegen die Journalistin laut. Die "Bild" deckte auf, dass El-Hassan vor einigen Jahren im Alter von 20 an einer Al-Kuds-Demonstration teilgenommen hatte. Dort wurden unter anderem judenfeindliche Parolen gerufen. Am Dienstag hatte El-Hassan ihre Teilnahme an der Demo bereits als "Fehler" bezeichnet. Der WDR kündigte zunächst nur Gespräche mit ihr an, kurz danach entschied man dann, den geplanten Moderationsstart der Journalistin zu verschieben (DWDL.de berichtete). 

Nun hat sich Nemi El-Hassan in einem Interview mit dem "Spiegel" noch einmal zu Wort gemeldet, wobei das Gespräch vor der Entscheidung des WDR stattgefunden hat. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin spricht sie erneut von einem "Fehler" und räumt auch ein, sich vorher nicht ausreichend informiert zu haben. So sei ihr nicht klar gewesen, dass die Demos durch das iranische Regime ins Leben gerufen worden seien. 

Sie hatte im damaligen Gaza-Konflikt von zivilen Opfern gehört und habe ihre "Solidarität mit den Palästinenserinnen und Palästinensern ausdrücken" wollen. Die Demo sei dafür aber das falsche Mittel gewesen. El-Hassan: "Ich habe nicht wegen einer antisemitischen Grundhaltung teilgenommen. Ich war auch einfach komplett unreflektiert und uninformiert." Sie hasse Israel nicht und wünsche sich eine dauerhaft friedliche Lösung für die Region. 

Es sei schmerzhaft für sie über den Menschen nachzudenken, der sie damals war, sagt die Journalistin gegenüber dem "Spiegel". Sie könne nicht ausschließen, auf der Demo Dinge gesagt zu haben, die "antizionistisch sind und Israelfeindlichkeit bedienen". Das alles tue ihr leid. "Ich schäme mich für diese Zeit", so die Journalistin, die die Aufregung um die Bilder verstehen kann. 

Darüber hinaus gibt es aber noch weitere Vorwürfe gegen Nemi El-Hassan, etwa weil sie fragwürdige Tweets gelikt, oder in einem Video der Bundeszentrale für politische Bildung über den Begriff "Dschihad" spricht. In Bezug auf den letzten Punkt wird ihr von einem Islamwissenschaftler eine Relativierung des Begriffs vorgeworfen. Darauf angesprochen, entgegnet die Journalistin, der angesprochene Wissenschaftler vertrete keine Mehrheitsmeinung. Sie habe das Gefühl, "dass versucht wird, ein Bild von mir zu zeichnen, das nicht der Wahrheit entspricht." 

Und was wird nun aus Quarks? El-Hassan will die Sendung nach wie vor moderieren. "Ich würde mich freuen, wenn ich den Job machen darf. Noch ist keine Sendung aufgezeichnet. Ich habe jedenfalls mega Lust auf die Aufgabe. Sie würde mir die Möglichkeit geben, mein medizinisches Wissen zu nutzen. Mal sehen, was daraus wird." Kurz nach dem Gespräch mit dem "Spiegel" kündigte der WDR jedoch an, dass die Journalistin die Moderation vorerst nicht übernehmen wird. "Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer. Es wiegt aber auch schwer, einer jungen Journalistin eine berufliche Entwicklung zu verwehren. Deshalb ist eine sorgfältige Prüfung geboten."