Der ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag mit großer Mehrheit die künftigen Direktorinnen und Direktoren des Sender sowie die verschiedenen Landesdirektoren bestellt. 32 der 35 Stiftungsräte stimmten für das Personalpaket des künftigen Generaldirektors Roland Weißmann, der selbst erst vor wenigen Wochen mit 24 Stimmen zum neuen ORF-Chef gewählt wurde - seine Amtszeit beginnt Anfang des kommenden Jahres. Fest steht nun: Die künftige ORF-Führung wird deutlich weiblicher. 

Die vielleicht spannendste Personalie - auch wenn sie zuletzt ein offenes Geheimnis war: Mit Stefanie Groiss-Horowitz holt Weißmann die aktuelle Puls-4-Chefin zurück auf den Küniglberg. Sie folgt auf Kathrin Zechner, die bislang diesen Posten inne hatte. Groiss-Horowitz leitete den Privatsender seit 2017 und war davor lange im ORF tätig. 1998 startete sie ihre Karriere beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, zunächst in der Pressestelle, später arbeitete sie dann auch als Büroleiterin des damaligen Programmdirektors Reinhard Scolik, der inzwischen beim BR ist, sowie als Programmmacherin. Groiss-Horowitz leitete den ESC in Wien unter anderem als Head of Delegation. 

Den Posten bei Puls 4 bezeichnete Groiss-Horowitz bei ihrem Antritt im Jahr 2017 als "einen der spannendsten Medienjobs im Land". Ganz so spannend wie eine Direktorenposition beim ORF ist er aber offensichtlich nicht. Unter ihr sind Formate wie "Ninja Warrior Austria" und "The Masked Singer Austria" entstanden, der vielleicht größte Wurf war aber der Aufbau des News-Senders Puls 24. 

"Ich freue mich, dass Roland Weißmann mich eingeladen hat, Teil seines Teams zu sein. Als neue Programmdirektorin bringe ich neben meiner Erfahrung auch den vielzitierten Blick von außen mit, obwohl sich meine Rückkehr in den ORF sehr vertraut anfühlt", sagt Stefanie Groiss-Horowitz nun zu ihrem neuen Job. "Ich freue mich auf die Arbeit mit den engagierten und talentierten Programmabteilungen und auf den Austausch mit der heimischen Kreativlandschaft. Gemeinsam werden wir die Programme und die österreichische Handschrift der beliebtesten TV-Sender des Landes weiterentwickeln."

ORF Führung ab 2022 © ORF/Thomas Ramstorfer Die ORF-Führung ab 2022 (v.l.): Eva Schindlauer, Ingrid Thurnher, Roland Weißmann, Stefanie Groiss-Horowitz, Harald Kräuter

Und auch bei den anderen Posten im Direktorium gab es keine Überraschungen. ORF-3-Chefredakteurin Ingrid Thurnher wurde wie erwartet zur Radiodirektorin bestellt, ORF-3-Geschäftsführerin Eva Schindlauer wird Finanzdirektorin. Der bisherige GIS-Chef Harald Kräuter übernimmt zudem die Technikdirektion. Alle genannten Personen treten ihr Amt, in das sie für fünf Jahre gewählt wurden, zum 1. Januar 2022 an.

"Starke Persönlichkeiten und fachlich etabliert"

"Das neue zentrale Direktorium soll abbilden und vorleben, was wir gemeinsam erreichen wollen. Alle von mir heute vorgeschlagenen Damen und Herren sind starke Persönlichkeiten, die fachlich etabliert sind und in den letzten Jahren Innovationskraft und Umsetzungswillen bewiesen", sagt der künftige ORF-Chef Roland Weißmann. "Am Ende waren drei Punkte für mich entscheidend: Der erste Punkt ist absolute Professionalität und fachliche Kompetenz. Zweitens zählt für mich Erfahrung in verschiedenen Bereichen des Hauses. Und zu guter Letzt – und für mich besonders wichtig – die große Teamfähigkeit und Führungskompetenz jeder und jedes einzelnen." Er sei angetreten, um den ORF jünger und weiblicher zu machen - "und das ist mit diesem Team gewährleistet". 

Neuer Direktor im Landesstudio Wien ist übrigens Edgar Weinzettl, er setzte sich unter anderem gegen Kathrin Zechner durch, die sich auf diesen Posten ebenso beworben hatte wie um die Programmdirektion - nun aber leer ausgeht. Mit Esther Mitterstieler übernimmt zudem eine Frau das Landesstudio Tirol, die bereits als Chefredakteurin des inzwischen eingestellten "Wirtschaftsblatts" sowie des Nachrichtenmagazins "News" gearbeitet hat. Seit 2019 war sie Leiterin des Ressorts Wirtschaft in der ORF-Radioinformation.