Das norwegische Nobelpreiskomitee nutzt die Vergabe des Friedensnobelpreises in diesem Jahr, um die Rolle des Journalismus und der Pressefreiheit zu würdigen und zu unterstreichen und vergibt ihn an Maria Ressa und Dmitry Muratov. Sie erhalten den Preis "für ihren mutigen Kampf für die Meinungsfreiheit auf den Philippinen und in Russland", heißt es in der Bekanntgabe, und weiter: "Gleichzeitig stehen sie stellvertretend für alle Journalisten, die für dieses Ideal in einer Welt eintreten, in der die Demokratie und die Pressefreiheit sich immer schwierigeren Bedingungen gegenübersehen."

Muratov war Gründer der unabhängigen Zeitung "Novaja Gaseta" und habe sich trotz Morden an Journalistinnen und Journalisten und Drohungen gegen die Zeitung geweigert, die Unabhängigkeit aufzugeben und sich konsequent für die Rechte von Journalisten eingesetzt. Unter anderem hatte die vor 15 Jahren ermordete Anna Politkowskaja für die "Novaja Gaseta" geschrieben - ein Mord, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurde. Ressa gründete die investigative Online-Plattform Rappler und setzt sich dafür ein, Machtmissbrauch, Gewaltanwendung und den zunehmenden Autoritarismus in den Philippinen aufzudecken. Sie berichtet auch über den tödlichen Krieg gegen Drogen des Präsidenten Rodrigo Duterte.

Der DJV bezeichnete die Auszeichnung als "Fanal für die Pressefreiheit weltweit und für verfolgte und diskriminierte Berichterstatter". Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall erklärte: Dass sich das Nobelpreiskomitee erstmals für Journalisten als Preisträger entschieden hat, unterstreicht die Bedeutung der Pressefreiheit. Der Friedensnobelpreis für Ressa und Muratov ist eine Ohrfeige ins Gesicht aller Autokraten und Presseunterdrücker." Und weiter: "Dass Dmitri Muratov fast auf den Tag genau 15 Jahre nach dem Mord an Anna Politkowskaja Friedensnobelpreisträger wird, ist ein Signal der Hoffnung für alle Kollegen im Putin-Reich."

"Wir beglückwünschen Maria Ressa und Dmitri Muratow zum Friedensnobelpreis und danken ihnen für die wichtige Arbeit, die sie gemeinsam mit ihren Redaktionen in einem schwierigen Umfeld Tag für Tag leisten. Die Ehrung ist aber nicht nur eine persönliche Würdigung ihrer Arbeit, sondern ein starkes Signal für den Journalismus und die Pressefreiheit weltweit", sagte der Erste Vorsitzende von Netzwerk Recherche e. V., Daniel Drepper, über die Entscheidung aus Oslo. Die langjährige Vorsitzende und nun im nr-Vorstand für Internationales kooptierte Julia Stein ergänzte: "Wer Maria Ressa bei der Global Investigative Journalism Conference 2019 in Hamburg erlebt hat, konnte ihren Mut, ihre Kraft und ihre Überzeugung, für eine richtige wie wichtige Sache einzustehen, deutlich spüren. Auch wenn die Attacken, denen sie, genauso wie Dmitry Muratov, ausgesetzt ist, durch die Verleihung des Friedensnobelpreises nicht aufhören – die Auszeichnung ist ein Statement an alle mutigen Kolleginnen und Kollegen weltweit: Ihr seid nicht allein!"