Das Erste steht im kommenden Jahr vor einer umfassenden Programmreform, mit der zugleich ein Ausbau des Angebots der ARD-Mediathek einhergehen wird. Die entsprechenden Pläne von Programmdirektorin Christine Strobl, Chefredakteur Oliver Köhr und Mediathek-Manager Florian Hager haben die Intendantinnen und Intendanten am Freitag verabschiedet.

Klar ist jetzt auch, dass der "Weltspiegel" doch nicht auf einen Sendeplatz am späten Montagabend wechseln wird - dennoch verliert das Auslandsmagazin seinen seit Jahrzehnten angestammten Sendeplatz. Ab 2022 wird der - dann um fünf Minuten verlängerte - "Weltspiegel" sonntags schon um 18:30 Uhr an den Start gehen. Ähnliche Pläne hatte vor einigen Jahren auch schon einmal Strobls Vorgänger Volker Herres forciert. Bereits damals gab es lautstarke Proteste innerhalb und außerhalb der ARD. Nun müssen die Korrespondentinnen und Korrespondenten diese Kröte also doch noch schlucken.  

Stattdessen rühmt sich die ARD künftig mit einer über 80-minütigen Informationsstrecke am Sonntag, zu der auch ein auf 30 Minuten verlängerter "Bericht aus Berlin" gehört. Um 19:15 Uhr ist dagegen fortan die "Sportschau" beheimatet, die somit direkt an die "Tagesschau" heranrücken wird. Ungeachtet dieser Pläne soll der Montag "der neue Informationstag" werden - was insofern bemerkenswert ist, weil das auch schon heute auf das Programm am Montag zutrifft. Konkret sollen um 20:15 Uhr neben Naturfilmen "hochwertige Dokumentationen und Reportagen" aus verschiedenen Bereichen ausgestrahlt werden, gefolgt von "Hart aber fair" und den "Tagesthemen".

Für 22:50 Uhr ist ein neues Wissensformat geplant, ehe im Anschluss filmische Dokumentationen aus der Themenwelt des "Weltspiegels" folgen. Gleichzeitig sollen die Doku-Reihen aus dem Themenfeld Geschichte und die "ARD Story" weiterentwickelt werden und durch das multimediale Reportageformat "Rabiat" zu einem "umfassenden Informationspaket" ausgebaut werden, heißt es. Veränderungen gibt es auch am Dienstag und Mittwoch: Sandra Maischberger soll künftig an beiden Abenden talken - die Rede ist von einem "neuen, vertiefenden Gesprächsformat". Diese Programmierung dürfte man auch beim ZDF besonders aufmerksam verfolgen, immerhin winkt hier neue Konkurrenz für Markus Lanz.

Im Zuge der Programmreform werden die "Tagesthemen" in Zukunft auch freitags um 22:15 Uhr laufen. Den frei gewordenen Sendeplatz um 21:45 Uhr soll eine neue Comedy-Sendung füllen, die es jedoch noch zu entwickeln gilt. Daneben soll aber auch eine neue Reportage-Reihe für diesen Sendeplatz entwickelt werden. Noch ist man sich bei der ARD also offensichtlich nicht ganz einig darüber, mit welchem Konzept man fortan freitags zwischen den leichten Spielfilmen und den "Tagesthemen" an den Start gehen will. Abseits davon will Programmdirektorin Strobl mehr Raum für Events schaffen, wie etwa durch einen Themenschwerpunkt zum "Weltwassertag" im März. Außerdem seien regelmäßige Kulturevents vorgesehen.

Doku-Serien und Fiction für die Mediathek

Im Zentrum der Weiterentwicklung steht darüber hinaus de ARD Mediathek, für die zunehmend eigene Programme entwickelt werden sollen, die sich in der Machart an den Erwartungen der Nutzerinnen und Nutzer für dieses Medium ausrichten", wie es heißt. Die Rede ist von zielgruppenspezifischen und diversen Angeboten mit "spannenden Dokumentationen, besonderen Filme und attraktiven Serien" - was ein wenig so klingt, als gebe es im linearen Programm das Gegenteil davon. 

Konkret wird es fortan monatlich exklusive Premieren von Doku-Serien geben, unter anderen "Bastards" über ein deutsch-iranisches Wrestling-Team, "Auf dem Weg" über acht Jugendliche mit Down-Syndrom, die gemeinsam auf eine außergewöhnliche Abenteuer- und Erlebnisreise gehen, eine True-Crime-Reihe über die Polizeidirektion 65 auf der Reeperbahn der 1970er Jahre, die "Nazijäger", eine spannend erzählte Geschichte der echten "Inglourious Basterds" und ein Porträt eines interkulturellen Fußball-Teams in Deutschland. Zudem sollen regelmäßige Dokumentationen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Ausland, Geschichte, Religion, Kultur und Sport gezielt für die Mediathek und ein jüngeres Publikum geplant und produziert werden. Unter dem neuen Label "ARD investigativ" sollen außerdem einmal im Monat "spannende Dokumentationen" in der Mediathek angeboten werden, die in den Redaktionen der Politmagazine entstehen.

Jährlich sind zudem mindestens 25 Premieren von eigenproduzierten und internationalen fiktionalen Serien-Highlights geplant, wie "Santa Fu", eine reale Gefängnisgeschichte unter der Regie von Kida Khodr Ramadan, oder "Lamia", eine Coming-of-Age-Geschichte über eine junge deutsche Muslimin und ihre Familie. Serien wie "All You Need" oder "Beforeigners" werden mit neuen Staffeln fortgeführt. Ausgebaut wird auch das Genre Comedy: So soll Carolin Kebekus fortan exklusiv mit eigenem Angebot für die Mediathek präsent sein. Dazu kommen die gerade angekündigte Personality-Show mit Tahnee sowie Comedyserien wie "How to Dad" oder "Marzahn, mon amour".

"Unser Auftrag ist es, Programm für alle zu machen", so WDR-Intendant Tom Buhrow, der zugleich ARD-Vorsitzender ist. "Was wir gemeinsam beschlossen haben, ist keine Reform, sondern ein ganzes Reformpaket, auf dem Weg zu einem relevanten Inhalte-Netzwerk. Damit bieten wir für alle Nutzerinnen und Nutzer generationenübergreifend im Ersten und der ARD-Mediathek relevante und hochwertige Angebote." Und Programmdirektorin Christine Strobl sagt: "Wir wollen informieren, das Geschehen in der Welt und zu Hause beleuchten, faszinieren, unterhalten, zum Nachdenken anregen und unsere Themen und Geschichten bestmöglich an unser Publikum bringen. Nur so können wir auch in Zukunft relevant sein und im Ersten und in der ARD-Mediathek ein attraktives Angebot für alle schaffen." 

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