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Es ist erst wenige Wochen her, dass Daniel Drepper zum Ersten Vorsitzenden von Netzwerk Recherche gewählt wurde. Dass ausgerechnet sein Investigativ-Team nun Schlagzeilen macht, weil Altverleger Dirk Ippen die Berichterstattung über Recherchen rund um interne Vorgänge beim Springer-Verlag und das Verhalten von "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt stoppte, überrascht dann doch.

Nun hat sich auch der Vorstand von Netzwerk Recherche zu Wort gemeldet und sich mit Daniel Drepper und dem Investigativ-Team des Ippen-Verlags solidarisiert. "Das kurzfristige Stoppen einer aufwendigen Recherche auf Weisung des Verlegers Dirk Ippen stellt eine nicht hinnehmbare Einmischung in redaktionelle Abläufe und eine gefährliche Aushöhlung der redaktionellen Unabhängigkeit dar", erklärte der NR-Vorstand, der zugleich darauf verweist, dass Dreppper am Aufsetzen und Veröffentlichen der Erklärung nicht beteiligt gewesen ist.

Ippen habe damit eine Grenze überschritten und der Pressefreiheit Schaden zugefügt, heißt es weiter. "Es ist richtig und wichtig, dass die Rechercheabteilung umgehend Protest gegen die Entscheidung des Verlegers eingelegt hat. Jetzt ist es an Dirk Ippen, seinen Fehler einzugestehen, sich bei der Redaktion zu entschuldigen und seine Entscheidung zu revidieren."

Daneben dürfe aber auch der Gegenstand der zurückgehaltenen Recherche nicht aus den Augen verloreen werden. "Die Vorgänge im Springer-Verlag und das Verhalten von 'Bild'-Chefredakteur Julian Reichelt sind mit dem verlagsinternen Compliance-Verfahren keinesfalls erschöpfend aufgearbeitet, wie die aktuelle Berichterstattung der 'New York Times' zeigt", so der Vorstand von Netzwerk Recherche. "Hier hätte Ippen gut daran getan, mit der Recherche zur Aufklärung beizutragen und Missstände in der eigenen Branche klar zu benennen."

Dirk Ippen wirbt um Verständnis

Ippen selbst äußerte sich inzwischen bei "Meedia" zu Wort und warb bei dem Investigativ-Team um Verständnis. "Es gehört für mich zu den ältesten Grundsätzen des Journalismus, dass bei Berichten über Wettbewerber auch der Anschein vermieden werden muss, es könnten neben publizistischen auch wirtschaftliche Motive hinter einer Kritik am Wettbewerber stehen", erklärte der Altverleger. "Im vorliegenden Fall gilt das ganz besonders, weil es nicht allgemein um das Haus Springer, sondern speziell um die mit der 'tz' im täglichen Wettbewerb stehende 'Bild'-Redaktion geht."

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