Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass Mathias Döpfner in der "Welt" einen Kommentar veröffentlichte und weiten Teilen der Medien offenbar unterstellte, sie würden nicht die Realität abbilden. "Es wird verschwiegen oder beschwichtigend verharmlost", schrieb der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer damals - und erntete erstaunlich wenig Widerspruch von anderen Verlagen, die er ja mehr oder weniger direkt angriff.

Das Schweigen, das Boris Rosenkranz damals bei "Übermedien" dokumentierte, ist insofern erstaunlich, weil Döpfner als Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) so etwas ist wie der oberste Lobbyist seiner Branche. Doch auch jetzt, da neuerliche Recherchen einmal mehr Einblicke in die abenteuerliche Sichtweise des Springer-Chefs gewähren, herrscht wieder: Schweigen.

Nicht nur, dass Altverleger Dirk Ippen die Berichterstattung über die Vorgänge im Springer-Verlag stoppte und damit negative PR für sein Haus in Kauf nahm, obwohl mit der investigativen Story seiner eigenen Leute das genaue Gegenteil davon möglich gewesen wäre.  Auch der BDZV will lieber nichts sagen zu einer jetzt bekannt gewordenen, äußerst bemerkenswerten Äußerung Döpfners, die dieser in einer Nachricht an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre getätigt haben soll.

"Er ist halt wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt", soll Mathias Döpfner geschrieben haben. Gemeint war der nun geschasste "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt, der zu diesem Zeitpunkt gerade einen kritischen Kommentar über die Corona-Maßnahmen veröffentlicht hatte. Im Zuge dessen machte Döpfner zugleich deutlich, was er von anderen Journalistinnen und Journalisten hält: "Fast alle anderen sind zu Propaganda-Assistenten geworden."

Müsste angesichts dieser Behauptung nicht helle Aufregung herrschen im Kreise von Döpfners Kolleginnen und Kollegen? Offensichtlich nicht. Stattdessen duckt sich der BDZV weg. "Herr Döpfner hat seine Aussagen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE getroffen", lässt sich Kommunikationschef Alexander von Schmettow auf DWDL.de-Nachfrage zitieren. Und: "Der BDZV kommentiert grundsätzlich keine einzelnen Vorgänge unternehmerischer Tätigkeiten von Mitgliedsverlagen."

Widerspruch? Kritk? Fehlanzeige. Es scheint, als wolle sich niemand mit Mathias Döpfner anlegen. Ganz egal, was er über die eigene Branche schreibt oder sagt.

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