Mit der Arbeit und der Struktur des deutschen Geheimdienstes in den 50er Jahren, also kurz nach dem Krieg, wird sich ein neuer ARD-Eventmehrteiler namens "Bonn" im kommenden Jahr befassen. Die Dreharbeiten zu den sechs Episoden sind mittlerweile abgeschlossen, sie fanden sowohl in Bonn statt, aber auch in Tschechien. Tschechien ist schon seit Jahren ein beliebter Produktionsort speziell für historische Serien. Das bestätigte auch Mischa Hofmann, Geschäftsführer der herstellenden Odeon Film auf dem Münchner Seriencamp im Gespräch mit DWDL.de. Das liege zum einen an den dortigen Gegebenheiten, quasi am Look der Stadt, aber auch an ökonomischen Dingen, erklärte er. "Wenn man etwas bauen muss, ist das günstiger als in Deutschland." In Tschechien hat Odeon mit der dortigen Produktionsfirma Wilma Film eng zusammengearbeitet.

Nicht bauen musste man die grundlegende Geschichte der Serie "Bonn", denn sie beruht auf wahren, wenn auch weitgehend unbekannten Tatsachen. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine toughe, junge Frau, verkörpert von Mercedes Müller. Somit ist "Bonn" also eine weitere TV-Produktion, die ein sich änderndes Frauenbild präsentiert. "Ich kann mich an einen Werbespot aus den 50ern erinnern", berichtet die Schauspielerin auf dem Seriencamp. In diesem hätte es damals in Bezug auf Frauen gehießen, es gehe darum, was sie anziehen und was sie kochen. Das sei heute nicht mehr so. "Aber es ist noch ein Work in progress. Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen", meint die 25-jährige Berlinerin.

Bonn Seriencamp © Bojan Ritan Schauspielerin Mercedes Müller (Mitte) und Odeon Fiction-Chef Mischa Hofmann (r.) im Gespräch mit DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath.

In dem Familiendrama/Thriller-Mix spielt sie die 20 Jahre alte Toni Schmidt, die knapp zehn Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges eine Stelle als Fremdsprachensekretärin bei der Organisation Gehlen antritt. Diese ist die Vorgängerorganisation des heutigen Bundesnachrichtendienstes. Kern der Handlung von "Bonn" sind zwei sich duellierende Nachrichtendienste. Neben der Organisation Gehlen geht es auch um das Bundesamt für Verfassungsschutz, und somit um Systeme, die versucht haben, Nazis und deren Taten selbst in den 50ern noch zu schützen. Zum Familien-Drama wird die Handlung deshalb, weil Toni allzu bald dunkle Geheimnisse innerhalb der eigenen Familie entdeckt. Und auch der Mann, den sie liebt, hat etwas zu verbergen. Ein 50:50-Mix aus Familiendrama und Thriller sei es geworden, beschreibt Müller den kommenden Mehrteiler.

Die Geschichte böte aber viele Möglichkeiten, freut sich Mischa Hofmann. Unter anderem wäre auch eine Fortsetzung der Geschichte in einer zweiten Staffel denkbar, erklärt der Fernsehmacher und sieht in diesem Punkt eine der Abgrenzungen zu anderen historischen Mehrteilern aus Deutschland. Ob eine solche zweite Staffel gefragt sein wird, dürfte freilich mit dem letztlichen Erfolg beim Publikum abhängen. Gefragt seien solche Fortsetzungen aber immer mehr, findet Hofmann. "Jeder wünscht sich einen großen Erfolg, der fortgesetzt wird", sagt er. Freilich sei auch noch die Tradition klassischer Miniserien vorhanden, doch genau das ändere sich derzeit nicht zuletzt auch durch neue Partner, etwa Streamingdienste. Der Bedarf nach Fortsetzungen steigt also.

Regisseurin und Headautorin von "Bonn" ist Claudia Garde, die gemeinsam mit Martin Rehbock und Peter Furrer die Drehbücher der Mini-Serie geschrieben hat. Die Idee stammt von Gerrit Hermans. Produzent ist Philip Voges, als Producer fungiert Fabian Winkelmann. Neben Mercedes Müller spielen auch Sebastian Blomberg, Max Riemelt, Martin Wuttke, Juergen Maurer, Katharina Marie Schubert und Inga Busch tragende Rollen. Die Episoden, die derzeit final fertiggestellt werden, werden vermutlich im Frühjahr 2022 im Fernsehen zu sehen sein. Einen genaueren Termin wollte sich Hofmann im Gespräch mit DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath noch nicht entlocken lassen.