Eigentlich wäre der Vertrag von Valerie Weber im WDR noch bis 2024 gelaufen, dennoch kündigte sie Anfang Dezember überraschend ihren Abgang an (DWDL.de berichtete). Damals erklärte sie ihren vorzeitigen Abschied mit wichtigen Meilensteinen, die erreicht worden seien. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" wird sie jetzt noch ein wenig konkreter und äußert sich auch zu den Vorurteilen, die ihr seit dem Amtsantritt entgegen geschlagen sind. 

"Fünf bis zehn Jahre sind ein guter Zyklus für eine Managerin auf einer Position", sagt Weber, die darauf verweis, dass man 500 Stellen abgebaut und das jährliche Budget um 100 Millionen Euro gekürzt habe. Hinzu kam die Reform der WDR-Strukturen, inzwischen ist Weber ja nicht mehr nur Hörfunkdirektorin sondern Programmdirektorin für die Bereiche NRW, Wissen und Kultur. "Das ist nun nach acht Jahren alles abgeschlossen, insofern ist jetzt ein guter Moment gekommen für jemand anderen, etwas Neues anzufangen."

Man sehe heute sehr gut, was durch die Reform der Programmdirektionen gut funktioniere und was nicht, so Weber in der "SZ". "Ich hätte es aber nicht gut gefunden, jetzt noch einmal neue Strukturen einzufädeln, die dann jemand anders in der Umsetzung verantworten soll." Im kommenden Jahr will der WDR nochmal die Struktur seiner Direktionen evaluieren und Weber ist der Meinung, dass jemand diesen Prozess von Anfang an begleiten sollte. "Bei mir persönlich ist der Punkt: Wenn mir etwas zu vertraut wird, ist es Zeit zu gehen."

Valerie Weber schlug während ihrer Zeit beim WDR von Beginn an Kritik entgegen - und auch viele Vorurteile, weil sie vom Privatradio kam. Viele sahen in ihr die drohende Kommerzialisierung der WDR-Wellen - heute fühlen sie sich zum Teil bestätigt, auch wenn es andere Sichtweisen gibt. Die Vorurteile hätten sie sehr belastet, räumt Weber nun ein. "Es hat viel Zeit und Mühe gekostet, auch innerhalb des Systems klarzumachen: Ich stehe für den Mehrwert der hochwertigen Angebote und dafür, sie zu organisieren und die Wege freizumachen." 

Ihr Hauptaugenmerk habe von Anfang an auf kulturellen Themen gelegen, sagt Weber. "Ich bin geholt worden, weil es eine meiner Fähigkeiten ist, mich in Strukturen einsickern zu lassen und sie dann zusammen mit den Teams und Fachredaktionen von innen zu wandeln. Und ich kann auch sehr unbequem sein, das ist wohl die Wahrheit."

Zu ihrer Zukunft will sich Valerie Weber im "SZ"-Interview noch nicht äußern, dafür hat sie noch ein paar Ratschläge an ihre vermutliche Nachfolgerin Andrea Schafarczyk. "Die nächste Generation an Führungskräften sollte auf Basis dieser in Kosten und Personal reduzierten, dafür etwas agileren Landesrundfunkanstalt neue Produkte entwickeln", sagt sie. 

Für Weber stellen sich demnach mehrere große Fragen für die Zukunft, etwa die der Marken. "Ich bin davon überzeugt, dass die klassischen linearen Radiomarken - wie WDR 2, WDR 3, 4 und 5 - die digitale Transformation als einzelne Marken nicht überstehen werden." Das Publikum suche neue digitale Angebote nicht bei "durchnummerierten Radio-Marken im Netz". Es brauche völlig neue inhaltliche Angebote als Submarken, glaubt Weber. 

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