Ende November wurden erneut Antisemitismus-Vorwürfe gegen einige Mitarbeitende der Arabisch-Redaktion und freie Mitarbeiter der DW im Ausland laut, wenig später berichtete unter anderem Vice Germany über Partnersender der DW, die antiisraelische und antisemtische Inhalte gepostet hatten. Im Falle des jordanischen Senders Roya TV hat die DW die Zusammenarbeit daher bereits ausgesetzt. In einem Interview mit der "FAZ" warnte Intendant Peter Limbourg nun aber vor einer "pauschalen Verunglimpfung" von Partner-Sendern, insbesondere auch in der arabischen Welt.

"Wir haben es dort mit einem anderen sozialen Kontext zu tun. Israel wird anders betrachtet, als das in Deutschland der Fall ist", so Limbourg. Während eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "über jeden Zweifel erhaben" seien und für den Wertekanon der DW eintreten müssten ("Das heißt in diesem Fall: Antisemitismus, Leugnung des Holocausts und Infragestellung des Existenzrechts Israels führt zur Trennung"), müsse es bei Distributionspartnern einen "noch zu definierenden Spielraum" geben.

So könne man mit niemandem zusammenarbeiten, der systematisch gegen die Werte der DW verstoße, allerdings sei fraglich, ob man auch für Entgleisung einzelner Mitarbeiter dieser Partnersender in Haftung genommen werden solle und wie die richtige Abwägung in diesen Fällen sei. Im Falle von Roya TV hätten die verbreiteten Karikaturen eine Grenze überschritten, weshalb man die Zusammenarbeit ausgesetzt habe - gleichwohl spräche bei einer Gesamt-Betrachtung des Senders "einiges dafür, Roya TV als Partner zu haben".

Bevor endgültige Entscheidungen über weitere Konsequenzen getroffen werden, will Limbourg zunächst den Bericht von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Ahmad Mansour abwarten, die mit der Aufarbeitung beauftragt wurden. "Im Lichte des Ergebnisses müssen wir uns möglicherweise von einigen Distributionspartnern trennen", so Limbourg. In Bezug aufs eigene Personal sagte Limbourg: "Wenn es angezeigt ist, werden wir uns sehr schnell von Mitarbeitern trennen. Aber wir müssen das aushalten – dass jetzt untersucht wird. Die Fakten müssen vollständig klar sein." Teilweise bezögen sich die Vorwürfe auf bereits gelöschte Posts, die vor der Arbeit für die DW entstanden seien.