Tief in die Tasche gegriffen hat der Sportstreamingdienst DAZN in den zurückliegenden Monaten und Jahren, um ein recht ansehnliches Rechteportfolio zusammen zu bekommen. So zeigt der Streamer inzwischen den Großteil der Spiele der UEFA Champions League, dazu die Freitags- und Sonntagsmatches der Bundesliga, ausländischen Fußball, die National Football League (NFL), Boxen, Handball und mehr. Nach aktuell noch geltender Preisstruktur müssen Fans dafür monatlich nur knapp 15 Euro zahlen, nachdem der Dienst zum Start vor etwas mehr als fünf Jahren sogar für weniger als einen Zehner pro Monat zu haben war. Und so stellte sich schon immer die Frage der Finanzierbarkeit der Unternehmung. Doch jetzt dreht DAZN ganz gewaltig an der Preisschraube.

Ab dem 1. Februar greift daher ein neues Preismodell in Deutschland und Österreich: Grob über den Daumen gepeilt zahlen Neukunden oder Sportfans, die sich erneut für ein Abo entscheiden, in etwa das Doppelte. Wer ein Monatsabo abschließt, wird 29,99 Euro bezahlen müssen. Der Preis eines Jahresabos steigt von bisher 149,99 Euro auf 274,99 Euro. Neu ist die Möglichkeit, sich ein Jahr lang an DAZN zu binden, aber nicht direkt alles, sondern in monatlichen Raten zu bezahlen. Wer diese Option wählt, legt fortan 24,99 Euro auf den Tisch.

Für Bestandskunden ändert sich zunächst nichts. Bis zum 31. Juli werden diese in der bisherigen Preisstruktur gelassen. Wie viel Bestandskunden dann ab August bezahlen müssen, ist derzeit noch unklar, erklärte ein DAZN-Sprecher gegenüber DWDL.de.

Weiterhin "erschwinglich"?

Thomas de Buhr © DAZN Thomas de Buhr
Rund ein halbes Jahr nach dem Erwerb der teuren Bundesliga-Rechte werden die Kosten also auf die Kundinnen und Kunden umgelegt. Somit dürfte die Idee von DAZN gewesen sein, erst einmal einige Fans mit vergleichsweise günstigen Preisen an sich zu binden und nun zu hoffen, dass sich diese in die teurere Preisstruktur überführen lassen. Seine bisherige DNA verlässt der Dienst damit aber mindestens ein gutes Stück weit. Noch vergangenen Sommer bekräftigte DAZN-DACH-Chef Thomas de Buhr in mehreren Interviews, unter anderem im Kicker: "Unsere DNA, das bestmögliche Rechte-Portfolio für den Fan zu einem erschwinglichen Preis zu liefern, werden wir nicht verlassen." Ob DAZN auch weiter für jeden Fan "erschwinglich" bleibt, werden die nicht öffentlichen Abo-Zahlen der nächsten Monate zeigen.

Nicht mehr gültig ist zudem ab Februar, dass DAZN preisgünstiger ist als Sky. Der einstige Platzhirsch verlangt – je nach aktuellen Rabatten – derzeit knapp 30 Euro monatlich für das komplette Sportangebot, bietet dabei obendrein aber auch noch sein Netflix umfassendes Entertainment-Paket an. Netflix hat indes in den vergangenen Jahren ebenfalls kräftig an der Preisschraube gedreht. Streaming zum kleinen Preis scheint zunehmend der Vergangenheit anzugehören.