Zu Beginn einer jeden Folge der ARD-Serie "Eldorado KaDeWe" blenden die Macherinnen und Macher Hinweise ein. Diese erklären, dass bestimmte Figuren wie die beiden weiblichen Hauptcharaktere Hedi Kron und Fritzi Jandorf, erfunden seien. Andere Figuren wie Harry Jandorf und Georg Karg hat es im Gegensatz dazu tatsächlich gegeben, ihre Darstellung sei aber "zum Teil fiktionalisiert" worden, heißt es in den Infotexten. 

Die jüdische Familie Jandorf, der das KaDeWe gehörte, wird im Verlauf der Serie von den Nazis und den Banken aus dem Unternehmen gedrängt, Profiteur ist Karg, der lange selbst im KaDeWe gearbeitet hat. In der sechsten und letzten Folge wird am Ende, ebenfalls mit einer Hinweistafel, noch einmal darauf Aufmerksam gemacht, wie die Sache weiterging. Darin heißt es unter anderem, dass Karg die Familie Jandorf nach dem Krieg mit einer "geringen Summe" entschädigt habe. Darüber hinaus ist zu lesen, dass die Hertie-Stiftung, in die das Vermögen von Georg Karg floss, "lange" die Offenlegung ihrer Profite aus der NS-Zeit behindert habe. 

Eldorado KaDeWe © Screenshot ARD

Eldorado KaDeWe © Screenshot ARD

Und genau diese Formulierungen sind der heutigen Hertie-Stiftung offenbar ein Dorn im Auge. Wie "Übermedien" in einem ausführlichen Text, in dem es auch um den historischen Kontext der ganzen Sache geht, berichtet, habe sich der Geschäftsführer der Stiftung, John-Philip Hammersen, "unmittelbar nach den Weihnachtsfeiertagen" bei ARD-Programmdirektorin Christine Strobl gemeldet. In einem Schreiben, aus dem "Übermedien" zitiert, wirft er der Serie "rufschädigende Tatsachenbehauptungen" vor, die einen "unhaltbaren Bezug zur heutigen Wirklichkeit herstellen". 

Eine merkbare Reaktion der ARD gab es auf das Schreiben allerdings nicht. Die Texttafeln wurden weder geändert noch komplett gelöscht. Dennoch nahm man das Anliegen von Hammersen offenbar ernst. So berichtet "Übermedien" weiter, dass die ARD Degeto vor Gericht eine Schutzschrift hinterlegte, um sich so auf eine etwaige rechtliche Auseinandersetzung mit der Hertie-Stiftung vorzubereiten. Diese hat bislang aber keine entsprechenden Schritte eingeleitet. 

Treffen werden sich Hammersen und Serien-Regisseurin Julia von Heinz aber dennoch: Am 9. Februar nehmen sie gemeinsam an einer öffentlichen Diskussion über die Serie und die Unternehmensgeschichte teil. Eingeladen dazu hat die "her:tietz"-Initiative, die aus Studierenden und ehemaligen Studentinnen und Studenten der Hertie School besteht. Julia von Heinz sagt gegenüber "Übermedien", im Vorfeld der Serie telefonischen Kontakt zu Hammersen gehabt zu haben. Dabei habe sie das Gefühl gehabt, "dass ihm an einer öffentlichen Auseinandersetzung und endlich stattfindenden Aufarbeitung der Arisierung wirklich gelegen ist". Die Regisseurin weiter: "Die Reaktion zeigt mir stattdessen erneut, dass die Serie Themen behandelt hat, die weiterhin relevant sind und nicht in der Vergangenheit begraben sind."

Eldorado KaDeWe © Screenshot ARD Vor einer jeden Folge zeigt die ARD diese Texttafel.

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