Disney hat Zahlen für das Weihnachtsquartal vorgelegt (das für Disney das erste Quartal des Geschäftsjahres ist) - und die sehen erwartungsgemäß deutlich besser aus als im vergangenen Jahr. Der Umsatz stieg um 34 Prozent auf 21,8 Milliarden US-Dollar, der Netto-Gewinn aus fortgeführtem Geschäft lag bei 1,15 Milliarden US-Dollar, nachdem man vor einem Jahr nur haarscharf an der Verlust-Zone vorbei geschrammt war. Zurückzuführen ist diese erhebliche Verbesserung dabei vorrangig auf das Geschäft mit Vergnügungsparks, Kreuzfahrten etc., das vor einem Jahr ja noch weitgehend brachlag. Das Inhalte-Geschäft (Disney Media and Entertainment Distribution) machte zwar auch 15 Prozent mehr Umsatz, hier fiel der operative Gewinn aber sogar um 44 Prozent auf 808 Millionen US-Dollar.

Schaut man sich den Bereich Disney Media and Entertainment Distribution etwas genauer an, dann zeigt sich, dass der Umsatz-Anstieg allein auf die Bereiche Streaming und Content Sales/Licensing zurückzuführen ist, bei den linearen Sendern blieb der Umsatz stabil - was angesichts der rapide sinkenden linearen Reichweiten aber für sich auch schon bemerkenswert ist. 7,7 Milliarden US-Dollar setzten die linearen Sender um, 4,7 Milliarden wurde im Streaming-Bereich eingenommen - ein Plus von 34 Prozent. Streaming ist also das Wachstums-Geschäft, das derzeit aber am Tropf der Einnahmen der linearen Sender hängt. Denn während dort der operative Gewinn zwar rückläufig war, mit 1,5 Milliarden US-Dollar aber dennoch beträchtlich ausfiel, stieg der operative Verlust im Bereich Direct-To-Consumer, das den Streaming-Bereich von 466 auf 593 Millionen US-Dollar an.

Disney erklärt das maßgeblich mit höheren Programm- und Marketing-Kosten für Disney+. Nachdem dort im Vorquartal das Abowachstum auf nur noch 2,1 Millionen neue Abonnentinnen und Abonnenten eingebrochen war, liefen die Geschäfte im Weihnachts-Quartal in Sachen Abo-Verkauf wieder deutlich besser: Um 11,8 Millionen wuchs der Abo-Bestand von Disney+ in den Monaten Oktober bis Dezember auf nun 129,8 Millionen. Das war zwar weit entfernt vom Wachstum von über 20 Millionen ein Jahr zuvor, dass man dieses Tempo würde halten können, war aber auch nicht zu erwarten. Disney+ wuchs damit übrigens schneller als Netflix, das im 4. Quartal 8,3 Millionen neue Abos an den Mann und die Frau brachte - angesichts des Vorsprungs von Netflix, das über 221 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten zählt, wird man es bei dieser Geschwindigkeit aber schwer haben, den Streaming-Marktführer einzuholen.

42,9 Millionen der Abos von Disney+ entfallen auf die USA und Kanada, 41,1 Millionen auf den internationalen Markt. Die fehlenden 45,9 Millionen steuert Disney+ Hotstar bei - also das im Rahmen der Fox-Übernahme in den Konzern gekommene Geschäft u.a. in Indien. Problem dabei: Während man in den USA pro Disney+-Abo 6,68 Dollar und international 5,96 Dollar, sind es bei Disney+ Hotstar nur knapp über ein Dollar. Disney+ Hotstar derzeit schneller als Disney+ im Rest der Welt, aus Einnahme-Sicht ist also zu berücksichtigen, dass ein beträchtlicher Teil auf diesen umsatzschwächeren Dienst entfällt.

Neben Disney+ betreibt Disney aber bekanntlich noch andere Streaming-Dienste: Stark um 76 Prozent ist die Abo-Zahl bei ESPN+ auf nun 21,3 Millionen gewachsen, Hulu legte um 15 Prozent auf 45,3 Millionen zu. Die Zahl der Gesamt-Abos liegt somit bei 196,4 Millionen und damit gar nicht so weit hinter Netflix zurück - allerdings handelt es sich hier häufig sicherlich um Mehrfach-Abos pro Person, der Vergleich auf dieser Ebene hinkt also.

Disney-Boss Bob Chapek zog unterdessen eine sehr zufriedene Bilanz und sprach von einem "sehr starken Start ins Geschäftsjahr". Mit Blick auf die Zukunft verbreitet er jedenfalls grenzenlosen Optimismus: "Dies ist das letzte Jahr des ersten Jahrhunderts von The Walt Disney Company, und eine Leistung wie diese, gepaart mit unserer unübertroffenen Sammlung von Vermögenswerten und Plattformen, unseren kreativen Fähigkeiten und unserer einzigartigen Stellung in der Kultur, stimmen mich sehr zuversichtlich, dass wir auch in den nächsten 100 Jahren die Unterhaltung definieren werden."