Am späten Freitagnachmittag verkündete die EBU, in der sich über 70 Rundfunkanstalten aus 56 Staaten zusammengeschlossen haben, ihre Entscheidung, dass der Eurovision Song Contest 2022 ohne Russland stattfinden wird. Zwar betonte man erneut, dass es sich um einen unpolitischen Wettbewerb handle, der Ausschluss spiegele aber die Sorge wider, dass "die Aufnahme eines russischen Beitrags in den diesjährigen Wettbewerb angesichts der beispiellosen Krise in der Ukraine den Wettbewerb in Verruf bringen würde".

Zuvor hatten Vertreter mehrere Rundfunkanstalten anderer Länder ihrerseits mit einem Boykott des "ESC" gedroht, sollte Russland dort antreten dürfen, seitens ARD und ZDF wurde die Entscheidung im Nachgang begrüßt. Der ESC "repräsentiert Werte wie Freiheit und Vielfalt und ist ein friedlicher Wettstreit kreativer Köpfe. Wenn ein Teilnehmerland des ESC von einem anderen angegriffen wird, sind wir innerhalb der europäischen ESC-Familie solidarisch", so ZDF-Intendant Bellut und die ARD-Vorsitzende Schlesinger.

Als Reaktion auf den Ausschluss haben nun mehrere russische Sender, darunter der Erste Kanal sowie die staatliche Medienholding WGTRK, ihrerseits ihren Austritt aus der EBU angekündigt. Damit protestiere man gegen das "ein unangemessenes politisches Opfer eines Musikforums", heißt es in einer Mitteilung der Sender, aus der die russische Agentur TASS zitiert. Sie bemängeln auch, dass es in den letzten Jahren schon mehrfach politische Entscheidungen gegeben habe.

Die russischen Sender kommen ihrerseits damit allerdings auch einem möglichen Ausschluss durch die EBU zuvor. Diesen hatte zumindest der ukrainische Sender Suspilne seinerseits beantragt. Als Grund führte Suspilne an, dass das russische Sender als Propagandainstrument des Kremls agiere und regelmäßig gegen journalistische Standards und damit die Prinzipien der EBU verstoße. Im vergangenen Jahr war die Mitgliedschaft des belarussischen Senders BTRC aus ähnlichen Gründen ausgesetzt worden.