Die Axel Springer SE hat am Samstagabend einen Umbau ihres Vorstandes bekannt gegeben. Das Gremium um den Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner hatte zuletzt im Skandal um Julian Reichelt und sein Verhalten als "Bild"-Chef ein katastrophales Bild abgegeben, nachdem klar war, dass dem Gremium die Probleme offenbar schon länger bekannt waren - doch statt die eigene Rolle aufzukären entschied man sich für die Variante, lieber nichts mehr zu sagen und die Sache auszusitzen.
Nun kommt es aber zu einer Umbesetzung des Vorstands, die insbesondere den Bereich der nationalen Medien "Bild" und "Welt" und das Thema Unternehmenskultur und Personal betrifft - also die zuletzt besonders infrage stehenden Dinge. Ulrike Handel übernimmt bereits zum 1. Mai auf Vorstandsebene den Bereich News Media National, neben "Bild" und "Welt" gehört dazu auch die Vergleichsplattform idealo. Handel war schon zwischen 2001 und 2011 für Springer tätig und während dieser Zeit u.a. in der Verlagsgeschäftsführung der "Welt"-Gruppe. Anschließend war sie unter anderem als CEO & Chairman der ad pepper media International Gruppe sowie als CEO von Dentsu Germany & DACH tätig. Sie sagt: "'Bild' und 'Welt' sind Pioniere und Innovationstreiber in der digitalen Transformation und Expansion von Medienmarken. Auf diesem erfolgreichen Kurs werde ich aufsetzen und das Geschäft weiterentwickeln. Das Potential ist enorm."
Jan Bayer, der bis Ende 2018 und wieder ab Anfang 2021 neben den internationalen auch für die nationalen Medien von Springer zuständig war, soll sich nun stattdessen wieder ganz aufs internationale Geschäft konzentrieren, das insbesondere in den USA durch die Übernahme von Politico ja erheblich gewachsen ist. Ab dem 1. Juli wird er daher auch aus den USA arbeiten. Zudem wird seine Position noch aufgewertet, indem er zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt wird. Stefanie Caspar, die zwischen 2019 und Ende 2020 zwei Jahre lang die nationalen Medien verarbeitete udn zuletzt für den Bereich "Classifieds Media" verantwortlich war, geht hingegen von Bord - nach Springer-Angaben "im besten gegenseitigen Einvernehmen".
Neu geschaffen wird überdies das Vorstandsressort Talent & Culture, das man in die Hände von Niddal Salah-Eldin legt. Salah-Eldin ist und bleibt auch weiterhin Managing Director und Vorsitzende des Managing Boards der FreeTech – Axel Springer Academy of Journalism and Technology. Tilmann Knoll, der derzeit als "Global Head of People & Culture" fungiert, bleibt in dieser Position und soll eng mit Salah-Eldin zusammenarbeiten. Man wolle damit "den unterschiedlichen kulturellen Herausforderungen in den verschiedenen Unternehmensbereichen und allen weiteren People-Themen bei Axel Springer höchste Priorität" einräumen, wie es in der Mitteilung heißt. Salah-Eldin übernimmt damit einige Aufgaben, die bislang im Zuständigkeitsbereich von CFO Julian Deutz lagen und lässt wissen: "Eine inspirierende, freiheitliche und vielfältige Kultur und die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen sind für die Media und Tech Company der Zukunft erfolgsentscheidend." Von Problemen erwähnt sie nichts, stattdessen macht sie "Aufbruchstimmung an der Schnittstelle von Journalismus und Technologie" aus.
Springer-Boss Mathias Döpfner: "Sowohl Ulrike Handel als auch Niddal Salah-Eldin haben mehrfach gezeigt, wie sie den Wandel der Branche erfolgreich mitgestalten. Sie besitzen ein großes Verständnis für Technologie und stehen für Innovation und Veränderung. Ich freue mich auf die nächste Entwicklungsphase des Unternehmens mit einem erweiterten und verjüngten Vorstand. Jan Bayer ist seit vielen Jahren ein Garant für vieles, was Axel Springer ausmacht. Das USA-Geschäft ist der wichtigste publizistische Wachstumsmotor des Unternehmens. An dieser Entwicklung noch enger mit ihm zusammenzuarbeiten, freut mich sehr. Ganz herzlich danken möchte ich Stephanie Caspar. Ihre Erfolge reichen von der Zusammenführung von 'Welt' und N24 über die Paid Content-Strategie und den Start von 'Bild Live' bis hin zur Neuaufstellung der AVIV-Gruppe. Wir werden die Zusammenarbeit mit ihr sehr vermissen."