Bild: WDR/GörgenEine "Zwei plus" würde er dem Programm der ARD in diesem Jahr ausstellen, sagt Programmdirektor Günter Struve (Bild) im Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag". Somit will "Das Erste" 2006 als Marktführer abschließen. Das wird wohl auch klappen - vor allem die Fußball-WM hat den öffentlich-rechtlichen Sender in diesem Jahr quotenmäßig in die Karten gespielt.

Sich selbst hingegen stellt Struve eine "Vier minus" aus, was er darauf zurückführt, die umstrittenen Verträge mit dem Radsportler Jan Ullrich nicht gelesen zu haben. "Ohne Wehklagen" hätte er es akzeptiert, "wenn die Intendanten gesagt hätten, den Struve schicken wir in die Wüste".

Sich selbst in die Wüste schicken will Struve, wenn sein jüngster Coup nicht aufgeht. Die Verpflichtung von Günther Jauch kann dem Programm der ARD sicherlich Auftrieb geben, ist aber innerhalb der Rundfunkanstalten nicht unumstritten. Besonders die zahlreichen Werbeverträge Jauchs stoßen einzelnen Intendanten auf. In der jetzt getroffenen Regelung wurde Werbung nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Man baut auf gegenseitiges Vertrauen. "Was ich absolut ausschließen kann, ist, dass es bei Günther Jauch zu irgendwelchen Problemen kommen wird. Wenn es aber doch zu einem Problem kommen sollte, werde ich sofort das Handtuch werfen. Aber sofort", kündigt Struve im "Tagesspiegel am Sonntag" an.
 

 
Bis 2008 ist Struve noch regulär im Amt und schildert vermutlich auch bis dahin die ARD-Programme in den schillerndsten Farben. "RTL hat die US-Krankenhausserie 'Dr. House' gegen unsere Krankenhausserie 'In aller Freundschaft' gesetzt. Glauben Sie, dass sich das für RTL gelohnt hat?", fragt Struve rhetorisch.

Doch gerade bei den jungen Sehern, sagen die Zahlen anderes. Da stellt sich die Frage, wie der Programmdirektor die für die ARD so wichtigen jungen Zuschauer gewinnen will, wenn er sagt: "Grey's Anatomy' ist noch besser, als 'Dr. House'. Und trotzdem landen die amerikanischen Serien beim deutschen Publikum ganz weit hinten".
 
Im Markt der amerikanischen Serien sei man nicht vertreten, da man als ARD "die hungrigste Programmfamilie in Deutschland mit Senderechten füttern" müsse. Da sei es günstiger, auf Eigenproduktionen zu setzen. Auch für die kommende Fußball-EM hat die ARD noch keine Rechte gekauft, da man "klug haushalten" müsse.

Für Harald Schmidt findet Struve besonders warme Worte. So finde er es beachtlich und mutig, dass Schmidt sich an "ein so harmloses Format wie 'Pssst" wage, da der Sendeplatz um 18:50 ein "schwieriges Terrain" sei. "Das Herausragende an Schmidt ist, dass er zu seinem Arbeitgeber steht und auch schwierige Aufgaben übernimmt. Dafür hat er meinen ganzen Respekt", sagt Struve.

So sieht er denn auch Jauch und Schmidt - die ARD-Aushängeschilder des kommenden Jahres - derzeit auf dem Höhepunkt ihrer Karriere "Und dieser Höhepunkt kann bei beiden noch mehrere Jahre dauern", so Struve.