Was wird aus SAT.1 und ProSieben ?

Seit Montag ist die Übernahme der ProSieben SAT.1 Media AG durch den US-Milliardär Haim Saban beschlossene Sache. Kaum ist die Tinte unter dem Vertrag getrocknet, beginnen Spekulationen über mögliche Veränderungen in der deutschen Fernsehlandschaft. Saban selbst hatte bereits vor einigen Wochen mit der Ankündigung für Wirbel gesorgt, Interesse an „Wetten, dass..?“ samt Thomas Gottschalk sowie Quizmaster Günther Jauch zu haben. Das Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sorgte damals für wenig Aufsehen, da zu dem Zeitpunkt eine Übernahme durch den Heinrich Bauer Verlag sicher schien.

Spekulationen dieser Art und Weise setzen sich allerdings schnell dem Vorwurf des Wunschdenkens aus, so dass man solche Vorstellungen so lange mit Vorsicht geniessen sollte, bis sich Haim Saban erstmals offiziell zu seinen Plänen für die Sendergruppe aus SAT.1, ProSieben, Kabel1 und N24 äussert.

Nahrung bekommen Meldungen, die eine Umstrukturierung der Sendergruppe und womöglich ein damit verbundenes Aus für einen der Sender verlauten lassen, jetzt jedoch von Helmut Thoma, dem Ex-Chef von RTL. Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bescheinigt der ehemalige Konkurrent den TV-Kanälen der ProSiebenSAT.1-Sendergruppe fehlendes Profil und erwartet bei einem anhaltend schwachem Werbemarkt generell ein Verschwinden einiger deutscher Fernsehsender. Genauer wurde der 63-Jährige bei seiner Vermutung nicht.

Bekannt sind die Schwachstellen der beiden großen Sender SAT.1 und ProSieben seit langem. So kommt der „Bällchen“-Sender aus Berlin nach 18 Jahren immer noch nicht in die schwarzen Zahlen, das ProSieben-Image als der deutsche Spielfilmsender bröckelt und die Quoten sinken.

Wie auch DWDL schon mehrfach berichtete, bekommt SAT.1 die schwachen Wochenendquoten nicht in den Griff: Während man unter der Woche mit Serienkost die Fernsehgewohnheiten der Deutschen bedient, kann am Wochenende nur der hausinterne Konkurrent ProSieben punkten. Auch der Vorabend schwächelte bis zum Start von „Lenßen & Partner“ deutlich. Ergänzt werden diese Problemfelder, durch ein Imageproblem: Dem Berliner Sender fehlen Sympathieträger und ein markantes Profil. Ohne Bundesliga und Harald Schmidt ist SAT.1 fast gesichtslos.

Beim Schwestersender ProSieben kann sich der Zuschauer momentan auch nicht sicher sein, ob er den Münchner Kanal für einen Spielfilmsender halten soll. Die zunehmende Programmierung von eigenproduzierten Magazinen in der Daytime lassen an eben diesem selbst vorgegebenen Image immer größere Zweifel aufkommen. Neben eben diesen neuen „Servicetaiment“-Magazinen macht auch die neue US-Serie „Alias“ für Sorgen: Die Quotenerwartungen konnten in beiden Fällen nicht erfüllt werden, auch wenn man sich ProSieben überraschend bescheiden und zufrieden gibt.

Ohne überhaupt auf die beiden kleineren Sender der Gruppe einzugehen wird deutlich, dass Veränderungen nicht nur möglich oder wahrscheinlich, sondern viel mehr notwendig sein werden, wenn Haim Saban seinen energischen Unternehmergeist auch in Deutschland von Erfolg gekrönt sehen will.