Inmitten der neuen neuerlichen Debatte um die NS-Vergangenheit des "Stern"-Gründers Henri Nannen ist am Mittwochabend der ursprünglich nach ihm benannte Journalistenpreis einmalig unter dem Namen Stern Preis verliehen worden. Als "Geschichte des Jahres" wurde die im "Spiegel" erschienene Story "Warum Julian Reichelt gehen musste" von Isabell Hülsen, Juliane Löffler, Anton Rainer, Alexander Kühn, Martin U. Müller, Daniel Drepper, Katrin Langhans und Marcus Engert ausgezeichnet.

In dem Artikel geht es um die Hintergründe, die zum Aus des früheren "Bild"-Chefredakteurs führten. Das damalige Investigativ-Team von Ippen hatte die Geschichte recherchiert und schließlich zusammen mit "Spiegel"-Kollegen veröffentlicht, nachdem der Verleger Dirk Ippen die Berichterstattung zunächst verhinderte - was letztlich dazu führte, dass das Investigativ-Team den Verlag später verließ.

Der "Ego-Erwin-Kisch"-Preis ging derweil am Mittwochabend an Özlem Gezer und Timofey Neshitov für die ebenfalls im "Spiegel" erschienenen "Hanau Protokolle". In der Kategorie "Lokal" gewannen Stella Vespermann, Andreas Neumann und Sebastian Manz" für einen Beitrag über die Diskriminierung bei der Wohnungssuche, der bei Radio Bremen erschien. Darüber hinaus wurden John Goetz, Bastian Berbner, Ole Pflüger, Ben Hopkins, Sabine Korbmann, Barbara Biemann, Johanna Leuschen, Kathrin Bronnert, Lukas Augustin, Poul-Erik Heilbuth, Dietmar Schiffermüller, Volker Steinhoff, Stefan Buchen und Gunnar Krupp in der Kategorie "Investigation" für die "STRG_F"-Dokumentation mehrerer ARD-Kanäle ausgezeichnet. Einen Sonderpreis erhielt zudem der Dokumentarfilmer Stephan Lamby.

Überschattet wurde die Preisverleihung von der eingangs erwähnten Diskussion um Henri Nannen. "Vielleicht haben wir alle nicht genau genug hingeschaut", sagte der neue "Stern"-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz. "Und manchmal braucht es Anstöße von außen, um genauer hinzuschauen und die gab es." Weil die Namensänderung des Preises so kurzfristig erfolgte, erhielten die Preisträgerinnen und Preisträger übrigens keine Trophäe - diese soll ihnen zu einem späteren Zeitpunkt nachgereicht werden.