Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) steht in der Kritik, weil mehere Immobilien-Experten, mit denen der Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf in einer Geschäftsbeziehung steht, Beraterverträge für den Bau des neuen Digitalen Medienhauses erhalten haben. An einem Vergabeverfahren für eine Beratungsleistung hatten laut "Business Insider" Mitte 2020 mehrere Bieter teilgenommen. Dieses Verfahren wurde jedoch zwischenzeitlich abgebrochen - offiziell, weil sich die Leistungsanforderung geändert habe. 

"Business Insider" berichtet nun über mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen, die diesen Grund für vorgeschoben halten. Stattdessen soll es darum gegangen sein, wie ein externer Fachmann, der zuvor schon ohne Ausschreibung für den RBB an dem geplanten Bauprojekt gearbeitet hat und in dem späteren Verfahren das teuerste Angebot abgegeben haben soll, weiter beauftragt werden könne. Tatsächlich erhielt der Mann dem Bericht zufolge später einen Beratervertrag von der Tochterfirma RBB Media.

Laut "Business Insider" sollen besagter Berater und zwei weitere Kollegen, die seit Jahren mit dem Verwaltungsratsvorsitzenden geschäftlich verbandelt sind, einen Großteil der vom RBB für das neue Medienhaus vorgesehenen Beratungsleistungen in Höhe von mehr als drei Millionen Euro erhalten haben. Wolf-Dieter Wolf selbst wird mit den Worten zitiert, dass seine geschäftlichen Aktivitäten "strikt von meinen Ehrenämtern" getrennt sind.

Dazu kommen weitere Vorwürfe, in der der Vorwurf im Raum steht, dass Berufliches mit Privatem vermischt worden sei. So soll Gerhard Spörl, der Ehemann von RBB-Intendantin Patricia Schlesinger, durch die Vermittlung Wolfs einen lukrativen Beratervertrag erhalten haben. Der RBB-Rundfunkrat will sich offensichtlich zunächst nicht weiter mit dem Thema befassen. "Der Vorgang ist vom Justiziariat und der Compliance-Beauftragten des RBB geprüft worden, sie sehen keinen Anlass zur Beanstandung", erklärte die Rundfunkrats-Vorsitzende Friederike von Kirchbach dem "Tagesspiegel".

Schlesinger selbst soll laut "Tagesspiegel" auf einer Belegschaftsversammlung bereits in die Offensive gegangen sein und von harten juristischen Schritten gegen "Business Insider" gesprochen haben. Der RBB bestätigte, wegen der Berichterstattung presserechtliche Schritte zu prüfen und erklärte, Rechtsanwalt Christian Schertz beauftragt zu haben.

"Der RBB sieht sich in der Berichterstattung mit einer Vielzahl von Vorwürfen und Unterstellungen konfrontiert", lässt Sender ausrichten. "Manche sind aus unserer Sicht auf den ersten Blick als falsch oder konstruiert zu erkennen, andere beruhen auf einer Verquickung von irrigen Annahmen und voreiligen Schlussfolgerungen, deren Aufbereitung etwas aufwändiger sein wird." Die einzelnen Punkte werde man "gewissenhaft aufklären, auch wenn das im Zweifelsfall etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt".