Eigentlich hätte der Rundfunkrat des RBB schon in der vergangenen Woche eine Interimsleitung bestimmen sollen, nachdem Patricia Schlesinger entlassen worden war, sich der amtierende Intendant krank gemeldet hatte und das Vertrauen in die derzeitige Geschäftsleitung nach den Enthüllungen der letzten Wochen sowieso erschüttert war. Dann nahm sich die vierköpfige Findungskommission doch noch eine Woche mehr Zeit, um eine geeignete Person für den Posten der Interims-Intendantin zu finden - und legte sich zu Beginn der Woche nun fest.

Wie am Montagabend bekannt wurde, soll Katrin Vernau dem RBB-Rundfunkrat bei der Sitzung am Mittwochnachmittag als einzige Kandidatin vorgeschlagen werden. Vernau ist derzeit Verwaltungsdirektorin beim WDR - und genau das führte dann auch zu deutlicher Kritik in der RBB-Belegschaft. Zwar wurde nicht die Eignung Vernaus in Zweifel gezogen, Freienvertretung und Redaktionsausschuss des RBB bemängelten aber, dass schon der Eindruck, eine "Statthalterin des WDR" würde eingesetzt, eine "erhebliche Bürde" sei.

Und ganz generell wurde bemängelt, dass der Rundfunkrat gar keine echte Wahl habe, wenn es nur eine Kandidatin gebe. Trotzdem will man an der geplanten Wahl am Mittwochnachmittag festhalten, wie der Rundfunkratschef Dieter Pienkny gegenüber der dpa sagte. Er verwies auch darauf, dass es eine einvernehmliche Entscheidung der vierköpfigen Findungskommission gegeben habe, die auch zur Hälfte aus Personalrat und Freienvertretung besetzt war.

Klar ist jedenfalls: Die Zeit drängt. Um überhaupt eine Interimsführung wählen zu können, hatten sich die Gremien vorab mit der Rechtsaufsicht, die derzeit beim Land Brandenburg liegt, auf ein Verfahren verständigt, dass die Wahl innerhalb eines kurzen Zeitraums ohne Ausschreibung und für maximal ein Jahr ermöglichte. Darüber hinaus müsste es dann ein geordnetes Wahlverfahren für den nächsten RBB-Intendanten oder die nächste RBB-Intendantin geben.

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