Anfang März wechselte Florian Hager von der ARD-Programmdirektion, wo er den Ausbau der ARD-Mediathek verantwortete, an die Spitze des Hessischen Rundfunks, wo er sich auf LinkedIn als "Head of Everything" bezeichnet - was er im Interview mit dem "Journalist" übrigens damit begründet, dass er letztlich für alle Bereiche von den Inhalten übers Personal bis zu den Finanzen verantwortlich ist. Im Interview bescheinigte er seinem Sender nun, dass er "an vielen Stellen schon extrem weit in der Erkenntnis" sei, sich "anders aufstellen [zu] müssen für die Zukunft".

So müsse er weder erklären, dass das Digitale wichtig sei, noch dass man ressourcenschonend arbeiten müsse. Er räumt allerdings ein: "Was noch nicht so gut läuft, ist, dass vieles noch nicht in der Umsetzung ist. Vielen ist noch nicht wirklich klar, was jetzt konkret die nächsten Schritte der Veränderung sind." Recht weit sei man schon bei der Umsetzung der neuen Bewegtbildstrategie, nach der man Projekte für die Mediathek entwickle und sie dann auch linear verwerte statt umgekehrt. "Das Gleiche steht jetzt im Bereich Audio kurz bevor: Wir wollen bei Beibehaltung der Relevanz des linearen Radios neue Angebote für das Digitale machen", so Hager.

Dafür dürfe man nicht mehr in Sendeplätzen, Kanälen und Ausspielwegen denken. "Wir müssen viel stärker dahinkommen, uns zu fragen: Was sind unsere Zielgruppen? Und was sind passende Angebote für diese Zielgruppen? Das geht an die DNA des HR. Das ist schon eine Operation am offenen Herzen." Bislang seien aber alle Prozesse im Haus darauf abgestimmt gewesen, lineare Sendeplätze zu füllen. "All das ist komplett in Frage gestellt, so dass wir ein neues Betriebssystem entwickeln müssen, das es uns ermöglicht, anders zu denken und trotzdem die Linearität weiter zu befüllen. Und ich glaube, dass das auch möglich ist. Aber dieses neue Betriebssystem, das müssen wir uns erst erarbeiten."

Innerhalb der ARD wünscht er sich deutlich mehr Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Rundfunkanstalten, wobei es hier gar nicht so sehr um Einsparungen gehe: "Ich bin überzeugt: Wenn wir uns besser vernetzen und unsere Kräfte bündeln, können wir deutlich mehr Reichweite erzeugen." Daran, dass die ARD sich stärker als Netzwerk verstehe, müsse man aber wohl noch einige Jahre arbeiten. "Manche sind noch der Meinung: Es geht alleine viel besser, und jeder macht lieber die Erfahrungen selber. Es wird echt viel Arbeit, diese Barriere zu überwinden."

Und weiter: "Wenn ich da Synergien schaffe, heißt das im Endeffekt auch, dass sich Menschen verändern müssen, dass ich gegebenenfalls andere Menschen und Expertisen brauche. Und das sollten wir als ARD nicht vernachlässigen. Ich kann Menschen nicht wie Dominosteine hin- und herschieben. Das ist eine enorme Führungsaufgabe auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Dafür müssen wir Kolleginnen und Kollegen weiterentwickeln, es müssen unter Umständen andere hinzukommen."

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