Hatte das Magazin "Stern" in seiner Anfangszeit Verbindungen zum Nationalsozialismus? Das ist eine der Fragen, die in den kommenden Jahren intensiv aufgearbeitet werden soll. Zuletzt machte "Stern"-Gründer Henri Nannen wegen neuerlicher Recherchen zu dessen NS-Vergangenheit Schlagzeilen – sogar der Nannen Preis wurde in Folge einmalig als Stern Preis verliehen. Nun soll sich das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München mit der unabhängigen Aufarbeitung der Geschichte des Magazins "Stern" befassen. Der Bertelsmann-Vorstand hat "in Übereinstimmung und enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Tochterfirmen und Institutionen", wie es heißt, den Forschungsauftrag erteilt. Zugestimmt haben dem auch die Chefs von RTL Deutschland, die Chefredaktion des "Stern" und die Henri-Nannen-Schule für Journalismus.



Im Fokus der Forschung sollen die Jahre 1948 (Gründung) bis 1983 (Ausscheiden Nannens) stehen. Geforscht werde unter anderem nach politischen, personellen und inhaltlichen Verflechtungen und Verbindungen zur Zeit des Nationalsozialismus. Aufbauend auf bereits bestehender Forschung sollen weitergehende Analysen vorgenommen werden, etwa zu Themen, Texten und der Bildsprache des "Stern". Auch das umfangreiche Bildarchiv, das 2018 der Bayerischen Staatsbibliothek zur Erschließung übergeben wurde, werde in die Untersuchungen einbezogen.

Ziel des auf mehrere Jahre angelegten Projekts sei es, eine sachliche Grundlage für die öffentliche Debatte zu schaffen, "bereits bestehende Forschungen zu ergänzen und damit den aktuellen Kenntnisstand zur Geschichte des deutschen Journalismus nach 1945 um eine fundierte Analyse zu erweitern", wie es in einer Mitteilung von Bertelsmann heißt. Prof. Dr. Magnus Brechtken soll die Forschung leiten. Zu dessen Hauptarbeitsgebieten und Forschungsschwerpunkten gehört die Vorgeschichte und Geschichte des Nationalsozialismus.



Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, sagt: "Mit der Analyse der 'Stern'-Geschichte wollen wir einen Beitrag zur Mediengeschichte der jungen Bundesrepublik ermöglichen. Wir freuen uns sehr, das Institut für Zeitgeschichte hierfür als unabhängigen Partner gewonnen zu haben, den wir in seiner Arbeit vorbehaltlos unterstützen werden."