Nachdem die ARD-Intendanten der RBB-Geschäftsführung das Vertrauen entzogen haben, hat auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) einen "schnellen und überzeugenden Neuanfang" an der Spitze des RBB gefordert. Der DJV-Vorsitzende Frank Überall bezeichnete das Misstrauensvotum als einen "einmaligen Vorgang, der die Dramatik der Situation deutlich macht".

Wie die ARD-Intendanten sehe auch der DJV in der Geschäftsführung des amtierenden RBB-Chefs Hagen Brandstäter nicht mal ansatzweise den Versuch, die geforderte Transparenz zu Boni und anderen ungeklärten Vorgängen herzustellen. "Nach dem Abgang der Intendantin lebt das System Schlesinger weiter. Damit muss endlich Schluss sein", sagte Überall am Samstag.

Gleichzeitigt sieht der DJV-Vorsitzende im Vertrauensentzug der Intendanten einen Hilferuf: "Es wird für alle Mitarbeiter des öffentlich-
rechtlichen Rundfunks immer schwerer, in der zunehmend
emotionalisierten Debatte zu bestehen. Das ist gegenüber Tausenden
Journalistinnen und Journalisten nicht fair, die ohne jegliches
Verschulden in Geiselhaft für Frau Schlesinger genommen werden."

Die RBB-Gremien müssten nun den Weg für eine solche Neuaufstellung frei machen. Bereits am Vormittag war bekannt geworden, dass Friederike von Kirchbach ihren Posten an der Spitze des RBB-Rundfunkrats mit sofortiger Wirkung räumt (DWDL.de berichtete). Steffen Grimberg, Vorsitzender des DJV Berlin, begrüßte den Schritt. Allerdings müssten sich die Gremien auch selbstkritisch hinterfragen, inwieweit sie selbst Teil des Problems sind. Das gelte insbesondere für den Verwaltungsrat des RBB. "Sein zurückgetretener Vorsitzender hat das System Schlesinger gedeckt und ermöglicht, und auch jetzt leistet der Verwaltungsrat keinen überzeugenden Anteil an der Aufarbeitung und Aufklärung der Vorgänge."

"Aber was folgt daraus?"

Derweil bezeichnete der stellvertretende Rundfunkratsvorsitzende Dieter Pienkny die jüngsten Ankündigungen der ARD-Intendanten als unzureichend. Es sei nicht deutlich geworden, welche Konsequenzen dies nun habe, so Pienkny in der RBB-"Abendschau". "Dieser erste Schritt von Tom Buhrow mag sehr löblich sein, aber was folgt daraus? Kommt jetzt ein Expertenteam des WDR oder woher auch immer und übernimmt die Geschäfte?" Er hätte sich ein paar mehr Informationen gewünscht, bevor man sich dazu äußert. Allerdings erklärte Pienkny, dass auch sein Vertrauen in die RBB-Geschäftsführung schwinde.

Unklar blieb zunächst, wie die RBB-Geschäftsleitung mit dem Misstrauensvotum der übrigen ARD-Intendanten umgeht. Bis zum Abend blieb eine entsprechende DWDL.de-Anfrage vom RBB unbeantwortet. Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow hatte zuvor deutliche Worte gefunden. "Ich muss leider sagen: Wir, die Intendantinnen und Intendanten der ARD, haben kein Vertrauen mehr, dass der geschäftsführenden Leitung des Senders die Aufarbeitung der diversen Vorfälle zügig genug gelingt", so Buhrow am Samstag.

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