Nach einer corona-bedingten Pause im vergangenen Jahr wird der Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik in diesem Jahr wieder verliehen. Neben dem Donnepp-Preis selbst, mit dem in diesem Jahr Jenni Zylka ausgezeichnet wird, wird noch eine Besondere Ehrung für das ehemalige Ippen Investigativ-Team ausgesprochen. Monatelang hatte das Team aus Daniel Drepper, Marcus Engert, Juliane Löffler und Katrin Langhans zum Thema Machtmissbrauch bei der "Bild"-Zeitung recherchiert, letztlich musste der damalige "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt zurücktreten.

Doch Schlagzeilen machte die Veröffentlichung auch aus einem anderen Grund: Verleger Dirp Ippen verhinderte persönlich in letzter Minute die geplante Veröffentlichung im eigenen Medium - ganz nach dem Motto "Ein Verleger hackt dem anderen kein Auge aus", was allerdings den ganzen Medienjournalismus ad absurdum führen würde. Das Investigativ-Team hat gegen die Entscheidung protestiert und einen Brief an die Gesellschafterinnen und Gesellschafter geschrieben, der öffentlich wurde. Ohne zu wissen, welche beruflichen und rechtlichen Konsequenzen das haben würde, veröffentlichten sie ihre Recherchen schließlich in Zusammenarbeit mit dem "Spiegel". Inzwischen sind alle Mitglieder des Teams für andere Verlage tätig. Im Nachhinein gibt's nun die Besondere Ehrung des Fördervereins "Freunde des Grimmepreises".

Den mit 3.000 Euro dotierten Bert-Donnepp-Preis für Medienpulizisitk erhält wie erwähnt die Berliner Journalistin und Autorin Jenni Zylka. Sie sei "immer an der Schnittstelle von Kultur und Gesellschaft unterwegs - und dabei meistens schneller als der Rest", heißt es zur Begründung. Und weiter: "Sie spürt Trends schon vor der Masse und hat ein untrügliches Gespür dafür, was tatsächlich wichtig ist und was nur so tut. Wenn sich etwas wirklich bewegt, ist Jenni Zylka vorne mit dabei. Also dann, wenn es Sinn oder wenigstens Spaß macht. Debatten, wie die um Männer- und Frauenrollen, geschlechtergerechte Sprache und Diversität hat sie selbst mit angestoßen. Aber sie operiert dabei nie mit dem Holzhammer oder irgendeiner moralischen Keule. Das wäre auch nicht der Stil der selbsternannten Geheimagentin. Viel lieber führt sie uns mit ihren oberschlauen Ansichten an gesellschaftlichen Abgründen vorbei, legt ihre Finger in die Wunde oder zeigt Möglichkeiten auf. Und sorgt dann noch im nächsten Moment mit feiner Ironie gleich wieder für gute Laune."

Der vom Verein der Freunde des Grimme-Preises berufenen Jury für den Bert-Donnepp-Preis 2022 gehörten die Preisträgerinnen und Preisträger des Bert-Donnepp-Preises 2020, die Kolumnistin Samira El Ouassil und die Regisseurin Julia von Heinz sowie die taz-Redakteurin Anne Fromm und Elisabeth Prommer von der Universität Rostock sowie David Schraven, Gründer und Publisher der gemeinnützigen Recherche-Plattform Correctiv an. Das Grimme-Institut war in der Jury durch Grimme-Preis Leiterin Lucia Eskes, der Verein der Freunde durch Steffen Grimberg vertreten. 

Da das "Bergfest" des Grimme-Preises während der Jury-Sitzungswoche, an dem der Bert-Donnepp-Preis traditionell verliehen wird, dieses Jahr corona-bedingt ausfiel, wird die Verliehung am 25. Oktober im Rahmen  der Veranstaltungsreihe "Grimme trifft die Branche/ Geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen" in der Deutschen Kinemathek Berlin verliehen.