Die Zeit, in der man mit einem Streamingdienst schon ein ziemlich umfassendes Angebot hatte, das preislich auch noch deutlich unter dem Pay-TV-Niveau lag, sind längst vorbei: Wer heute alle angesagten Serien und weiteren Produktionen sehen will, muss schon mehrere Dienste abonnieren, die allesamt auch nach und nach ihre Preise anheben. Die Streaming-Ära geht also zunehmend ins Geld.

Mit einer Studie von Kantar ließ die AGF Videoforschung nun erheben, wie teuer das Streaming die deutschen Haushalte mit mindestens einer Person zwischen 14 und 69 Jahren inzwischen kommt. Demnach geben diese im Schnitt derzeit 22 Euro im Monat aus. Bei 15,6 Prozent derjenigen, die mindestens ein Streaming-Abo haben, liegen die monatlichen Kosten demnach über 30 Euro, die meisten geben als monatliche Kosten zwischen 11 und 20 Euro an.

Schaut man etwas genauer auf die Zahlen, geben diese allerdings Rätsel auf. So ergab die Kantar-Studie, dass Haushalte, die Netflix abonniert haben, im Schnitt 12 Euro im Monat dafür ausgeben, jeweils 10 Euro sind es demnach für Prime Video und Disney+. Während die Zahl für Netflix durchaus valide erscheint - der Standardtarif liegt dort bei knapp 13 Euro, es gibt aber auch einen Basistarif für 7,99 Euro - werfen die Zahlen für Prime Video und Disney+ Fragen auf.

Convergence Monitor © AGF

Amazon hat zwar kürzlich den Preis für sein Prime-Abo angehoben, es liegt mit 8,99 Euro im Monat oder 89,90 Euro im Jahr aber noch immer deutlich unter der 10-Euro-Marke. Und ein Großteil dürfte ohnehin noch beim bisherigen Jahresabo-Preis von 69 Euro liegen, was gerade mal 5,75 Euro pro Monat entspricht. Disney+ verlangt ebenfalls 8,99 Euro im Monat, wer ein Jahresabo abgeschlossen hat liegt bei knapp 7,50 Euro monatlich - und die diversen vergünstigten Bundle-Angebote sind da noch gar nicht berücksichtigt. Wie kommt es also, dass die Haushalte der Studie zufolge im Schnitt 10 Euro bezahlen sollen?

Auf Nachfrage heißt es seitens der AGF, dass hier im Wesentlichen zwei Effekte zum Tragen kämen: Zum Einen gebe es die Möglichkeit Zusatzkanäle gegen Aufpreis hinzuzubuchen - also bei Amazon etwa die "Prime Video Channels", wodurch sich der monatliche Preis erhöht. Hier gibt es beispielsweise Starzplay, Eurosport, Sony AXN oder den BBC Player. Bei Disney+ gibt es derartiges allerdings nicht - hier müsste also der zweite genannte Effekt zum Tragen können: Da die Kosten auf Haushaltsebene erhoben werden, könnte es mehr Abos pro Haushalt geben.

Die Frage ist nur: Ist es wirklich plausibel, dass es so viele Doppel-Abos in Haushalten gibt, um den hohen Durchschnittspreis zu rechtfertigen? Theoretisch möglich ist das - doch wie viele Haushalte kennen Sie, die aus freien Stücken zwei Disney+-Abos abgeschlossen haben, obwohl es die Möglichkeit gibt, mehrere Profile anzulegen und mehrere Streams gleichzeitig zu starten? Und im Gegenzug: Wieviele Haushalte kennen Sie, die ein Disney+-Abo mit einem anderen Haushalt teilen und dementsprechend noch nicht mal den vollen Preis zahlen?

Viel wahrscheinlicher erscheint da als Erklärungsansatz schon der Zusatz in der Antwort der AGF: "Zudem handelt es sich um eine Befragungsstudie." Sprich: Die Zahlen sagen nicht, wie viel die Haushalte tatsächlich zahlen. Sie sagen vielmehr aus, welche Preise die Haushalte glauben zu zahlen. Und ganz offensichtlich liegt der genannte Preis häufig über dem, was tatsächlich gezahlt wird - anders lassen sich die Zahlen kaum sinnvoll erklären. Und mit entsprechender Vorsicht sollte man dann auch den Wert von 22 Euro behandeln, der angeblich im Schnitt monatlich ausgegeben wird.