Kaum zwei Monate ist es her, dass Ulrike Handel ein Strukturprojekt in Aussicht gestellt, durch das "Bild" und "Welt" für die Zukunft gewappnet werden sollten. Das sorgte für reichlich Unruhe in der Belegschaft von Axel Springer - auch, weil eine Zusammenlegung der Redaktionen beider Marken nicht explizit ausgeschlossen wurde. Jetzt versucht das Medienhaus offensichtlich die Gemüter zu beruhigen.

Die Folge: Ulrike Handel, bislang für das News Media National verantwortlich, wird Springer zum Jahresende verlassen. Wie der Verlag am Montag mitteilte, sei "einvernehmlich entschieden" worden, dass Handel ihr Vorstandsmandat zum 31. Dezember niederlegen wird. Handel war erst im Mai zur Verantwortlichen für das nationale Mediengeschäft mit den Marken "Bild" und "Welt" ernannt worden. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner sah damals die "nächste Entwicklungsphase des Unternehmen" gekommen. 

Nun also Ernüchterung. "Im Zuge der Arbeit am Strategieprojekt für News Media National sind wir zum beiderseitigen Entschluss gelangt, aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über Ausrichtung und Struktur des Bereichs die Zusammenarbeit zu beenden", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Ralph Büchi am Montag. Handel erklärte anlässlich ihres Abschieds, sie "wünsche eine glückliche Hand bei der Transformation".

"Mehr unternehmerische Eigenständigkeit"

Neben Handels Abgang hat Axel Springer zudem angekündigt, "Bild" und "Welt" künftig wieder als eigenständige Einheiten zu führen - mit jeweils eigenem CEO. Das Segment News Media National wird damit aufgelöst. "Mit mehr unternehmerischer Eigenständigkeit sollen Strukturen klarer gestaltet, Entscheidungswege beschleunigt sowie die Markenidentifikation und Zielgruppenansprache von 'Bild' und 'Welt' gestärkt werden", heißt es dazu aus Berlin.

Mathias Döpfner © Axel Springer Mathias Döpfner
"Wir wollen den journalistischen Kern der Marken noch konsequenter stärken und in die digitale Zukunft von Journalismus investieren. Das geht nicht durch mehr Zentralisierung, sondern durch mehr dezentrale unternehmerische Energie", sagte Mathias Döpfner. "Deshalb werden wir 'Bild' und 'Welt' in ihrer Unterschiedlichkeit noch eigenständiger und so schlank wie möglich organisieren. Starke Chefredakteure und starke Unternehmerinnen sollen die Marken künftig führen wie ihre eigenen Unternehmen.“

Claudius Senst, der bislang im Segment NMN sowohl "Bild" als auch "Welt" verantwortet, wird im Zuge dessen CEO der "Bild"-Gruppe. Carolin Hulshoff Pol, derzeit Geschäftsführerin der "Bild"-Gruppe, wird wiederum CEO der "Welt"-Gruppe. Die beiden CEOs werden direkt an Mathias Döpfner berichten. Zweiter Geschäftsführer der "Bild"-Gruppe wird Christoph Eck-Schmidt. Er soll frühestens ab Februar 2023 zusätzlich zu seiner Aufgabe als CEO von Bonial als Chief Revenue Officer das gesamte Vermarktungsgeschäft der Markengruppe verantworten.

Weitere Personalien: Ralf Hermanns, wird zusätzlich zu seiner Aufgabe als Verantwortlicher des Einkaufs von Axel Springer künftig als CFO die kaufmännischen Bereiche der beiden Medienmarken koordinieren und verantworten. Für IT und die technologische Entwicklung der Produkte bei "Bild" und "Welt" bleibt weiter Samir Fadlallah verantwortlich. Christian Fuhrhop, bislang CFO & CHRO News Media National, wird Springer dagegen auf eigenen Wunsch und im besten gegenseitigen Einvernehmen nach 15 Jahren in verschiedenen Führungspositionen verlassen. 

"Mit dem neuen Zielbild für die beiden Markengruppen wurden nun die ersten strategischen Weichen für das Projekt definiert", teilte der Verlag mit. "Die detaillierte Ausgestaltung und Umsetzung des Zielbildes erfolgen nun in der nächsten Phase des Projekts."