Die Preisverleihung hatte kaum begonnen, da war der Traum vom International Emmy für die deutsche Version der Amazon-Show "LOL: Last One Laughing" bereits ausgeträumt. Schon nach wenigen Minuten stand fest, dass die Auszeichnung nicht an die Produktion von Constantin Entertainment geht, sondern an das australische Reality-Format "Love on the Spectrum" - eine herzliche Sendung, die Menschen mit Autismus beim Erkunden der Dating-Welt begleitet.
An mangelndem Daumendrücken hat es freilich nicht gelegen, immerhin war eine große Delegation aus Deutschland zur Verleihung nach New York gekommen. Auch "LOL"-Host Michael Bully Herbig - zwei Tage zuvor noch Gast bei "Wetten, dass..?" - ließ es sich nicht nehmen, in den Big Apple zu reisen. Was er im Hilton Hotel in Midtown sah, war allerdings weit weniger unterhaltsam als seine eigene Show. Stattdessen ging die Gala ohne nennenswerte Überraschungen über die Bühne, was schon alleine deshalb schade ist, handelte es sich doch um das 50-jährige Jubiläum.
Nominiert war "LOL" übrigens in der Kategorie "Non-scripted Entertainment" - und nicht in der Comedy-Kategorie, die ausschließlich fiktionalen Produktionen vorenthalten blieb. Dort setzte sich letztlich die britische Netflix-Serie "Sex Education" durch. Ohnehin war der Streamingdienst bei den International Emmys überaus erfolgreich: Mit "Shaun the Sheep: Flight Before Christmas" und der südkoreanischen Telenovela "Yeonmo" waren noch weitere Produktionen mit Netflix-Beteiligung unter den Gewinnern.
Da brauchte es gar nicht "Squid Game". Der koreanische Welt-Erfolg befand sich nämlich gar nicht im Rennen um den International Emmy, weil Netflix die Serie im kommenden Jahr lieber bei den regulären Emmys antreten lässt. Der Jubiläums-Edition der International Emmys hätte "Squid Game" sicherlich zu mehr Aufmerksamkeit verholfen.
Stattdessen mutierte die Gals am Montagabend über weite Strecken zu den Brit Awards, denn gleich sieben Auszeichnungen gingen auf die Insel, darunter der Preis für die beste Dramaserie. Hier setzte sich der BBC-Quotenhit "Vigil" gegen hochkarätige Konkurrenz, darunter die beiden Netflix-Serien "Lupin" und "Narcos: Mexico" durch. Weitere Preise heimsten "Help" in der Kategorie "TV Movie / Mini Series" sowie "Shaun the Sheep: Flight Before Christmas" in der Kids-Animation-Kategorie ein.
Daneben wurde auch der britische Schauspieler Dougray Scott für seine Rolle in der ITV-Serie "Irvine Welsh's Crime" mit einem International Emmy geehrt. Der Preis für die beste Schauspielerin ging hingegen nach Frankreich: Lou de Laâge erhielt den Emmy für ihre Leistung im Spielfilm "Le Bal Des Folles", dem ersten französischen Original von Amazon. Zumindest aus internationaler Sicht ein Trost für Prime Video - auch wenn dem deutschen Team des Amazon-Streamingdienstes der Preis für "LOL" letztlich verwehrt geblieben ist.
Alle Preisträgerinnen und Preisträger
- Freddie Mercury: The Final Act
Rogan Productions
United Kingdom
- Dougray Scott in Irvine Welsh’s Crime
Cineflix Media Inc. / Buccaneer Media / Off Grid Film & TV
United Kingdom
- Lou de Laâge in Le Bal des Folles [The Mad Women’s Ball]
Légende Films / Amazon
France
- Sex Education
Netflix / Eleven Film
United Kingdom
- Enfants De Daech, Les Damnés De La Guerre [Iraq’s Lost Generation]
Cinétévé / France Televisions / LCP / RTS / DR / NRK / SVT / Région Ile-de-France / CNC / PROCIREP – ANGOA
France
- Vigil
World Productions
United Kingdom
- Shaun the Sheep: Flight Before Christmas
Netflix / Aardman
United Kingdom
- My Better World
Fundi Films / Maan Creative / Impact(ed) International
South Africa
- Kabam!
NPO / IJswater Films / KRO-NCRV
Netherlands
- Buscando A Frida
Telemundo Global Studios / Argos
United States
- Love on the Spectrum – Season 2
Northern Pictures / ABC / Netflix
Australia
- Rūrangi
Autonomouse / The Yellow Affair
New Zealand
- Queen Of Speed
Sky / Drum Studios
United Kingdom
- YeonMo [The King’s Affection]
KBS (Korean Broadcasting System) / Netflix / Monster Union / Arc Media
South Korea
- Help
The Forge / All3Media International
United Kingdom
Directorate Award
- Miky Lee
The Founders Award
- Ava DuVernay