"Wir setzen den wenig verantwortungsvollen Umgang mit den finanziellen Ressourcen des RBB nicht fort. Ebenso wenig ignorieren wir, dass wir heute auf andere Art und Weise zusammenarbeiten als noch vor Corona", kommentierte RBB-Interimsintendantin Katrin Vernau den nun endgültigen Beschluss, ein neues "Digitales Medienhaus" am Standort Berlin nicht zu bauen. Dem Vorschlag des Planungsstopps hat nun auch der Verwaltungsrat des Senders zugestimmt. Als Grund wurde neben der fehlenden Akzeptanz innerhalb der Belegschaft auch die Kostenentwicklung des Projekts genannt.

Katrin Vernau © rbb/WDR/Annika Fußwinkel Katrin Vernau
Mit dem Stopp werde, so Vernau, eine "große Belastung für den RBB in der Zukunft" abgewendet. "Es ist anders als in anderen Sendern nie gelungen, durch die Baupläne auch Aufbruchstimmung im RBB zu erzeugen, im Gegenteil. Wir brauchen aber Mut und Wille zur Veränderung", sagt Vernau. Die bisherigen Planungen und Vorbereitungen für den Bau des neuen Standortes haben nach RBB-Angaben 32 Millionen Euro gekostet. Davon sind letztlich 18 Millionen als Verlust abzuschreiben. Die anderen rund 14 Millionen seien nach Senderangaben nachhaltig investiert worden, beispielsweise in das Fernsehzentrum an der Masurenallee oder das große Fernsehstudio A am Kaiserdamm.

18 Millionen Euro Verlust tun freilich weh, speziell in Zeiten, in denen der RBB ein strenges Sparprogramm ausgerufen hat, das auch das Programm treffen wird (DWDL.de berichtete). Nach Angaben von Finanzhauptabteilungsleiter Claus Kerkhoff seien die durch das Bauvorhaben entstandenen Verluste in den bereits reduzierten Planungen einberechnet. Dennoch sei es aber möglich, dass "wir für 2023 noch einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag in der Finanzplanung berücksichtigen müssen."

Laut Vernau werde das Projekt nun zwar spät, aber ihrer Ansicht nach nicht zu spät beendet. "Die Entscheidung hat weder mit der Arbeit des Architekturbüros noch mit den Projektpartnern noch mit den vielfältig an dem Projekt beteiligten Mitarbeitenden im Haus zu tun. Bestimmte Ergebnisse ihrer Arbeit, beispielsweise Kostenschätzungen und kritische Rückfragen, lösten an der RBB-Spitze in der Vergangenheit kein Umdenken aus. Wer konkret welche Verantwortung trägt, werden die laufenden Untersuchungen zeigen."

Zeigen muss sich auch noch, welche Folgen diese Entscheidung nun hat. Auf alle Partner des Bauvorhabens soll nun zugegangen werden – auch mögliche Regressansprüche sind noch zu prüfen. Die Vorsitzende des Verwaltungsrats, Dorette König, zeigt sich aber derzeit zufrieden: "Die mit dem Bauprojekt verbundenen Zielsetzungen stehen in keinem Verhältnis zu den deutlich gestiegenen Gesamtkosten. Zudem haben sich durch veränderte Arbeitsmodelle und technologische Weiterentwicklungen neue Erkenntnisse ergeben, die sich auf die Flächenbedarfe auswirken. Ein 'Weiter so' ist nach gründlicher Bewertung aller Risiken nicht vertretbar." Und auch RBB-Chefin Vernau will nun am liebsten in die Zukunft blicken. "Ich bin froh, dass wir uns jetzt neu besinnen können."