Wenige Wochen bevor SWR-Intendant Kai Gniffke die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen wird, indem er zum Jahreswechsel das Amt des ARD-Vorsitzenden von Tom Buhrow übernehmen wird, nutzte Ulla Fiebig am Mittwoch die Gelegenheit, um mit der Presse zu sprechen. Seit sie im Februar, einige Monate früher als ursprünglich geplant, das Amt der rheinland-pfälzischen Landessenrdedirektorin übernahm, gab es für sie in Mainz viel zu tun. Ihre Vorgängerin Simone Schelberg hatte, vorsichtig formuliert, nicht die beste Figur gemacht, als es darum ging, die viel kritisierte Berichterstattung des SWR in der katastrophalen Flutnacht im Sommer 2021 aufzuarbeiten. Auch innerhalb des Hauses wuchs die Kritik.

Nur wenige Monate vor der Flut hatte der Landessender die Produktion sämtlicher Hörfunknachrichten abgegeben, was dazu führt, dass diese inzwischen vollständig aus Baden-Baden kommen, also aus dem deutlich größeren Nachbarbundesland. Darauf angesprochen, räumt Fiebig "schwierige Anfangsmonate" ein, allerdings hätten die Kolleginnen und Kollegen in Baden-Baden eine Perspektive für Rheinland-Pfalz entwickelt. Über eine Schnittstelle soll "ein enger Draht" sichergestellt werden, sodass auch Themen aus Rheinland-Pfalz Aufmacher der Nachrichten werden können. Dazu kommt, dass auch bei Wellen wie SWR 2 Kultur, bei denen regionale Berichterstattung bislang eine eher untergeordnete Rolle spielte, das Bundesland inzwischen häufiger vorkomme als früher.

Alles gut also in Mainz? Nicht ganz - und das liegt auch an dem Bild, das die ARD seit Monaten, allen voran durch die Skandale beim RBB, in der Öffentlichkeit abgibt. Die Verärgerung darüber, so berichtet es Fiebig, bekommen vor allem die Reporterinnen und Reporter der fünf Landesstudios zu spüren, die "raus gehen", um über das zu berichten, was vor der eigenen Haustür geschieht. "Das hat mich betroffen gemacht, weil es doch das Wichtigste ist, dass wir Zugang zu Menschen finden; dass sie uns vertrauen."

Das Vorhaben, bis 2027 ein sogenanntes "multimediales Aktualitätshaus" am Standort in Mainz für einen voraussichtlich niedrigen zweistelligen Millionenbetrag zu bauen, wird vor diesem Hintergrund deutlich kritischer beäugt. Zwei Etagen sollen oberhalb der Tiefgarage entstehen, um so arbeiten zu können, "dass die Aktualität in Zukunft gut funktioniert", wie die Landessenderdirektorin es nennt.

SWR Mainz © SWR/Jürgen Pollak SWR-Funkhaus in Mainz.

Das gute Zusammenspiel ist ihr wichtig - auch, weil einige Strukturen, die ihre Vorgängerin hinterlassen hatte, eher bremsend wirkten, wenn es darum ging, die Herausforderungen dieser Zeit zu meistern. Dass der Schlagersender SWR4 eine eigene Hauptabteilung in Anspruch nahm, hat Ulla Fiebig daher schnell verändert. Schon ab Januar, weniger als ein Jahr nach ihrem Amtsantritt, greift daher eine neue Struktur, in der eine sogenannte "Radio-Unit" Teil der Hauptabteilung Info, Aktuelles und Radio wird. An die Stelle der bisherigen SWR4-Abteilung rückt dagegen die Hauptabteilung Zentrale Entwicklung und Regionen RP, die, wie es etwas kryptisch heißt. "Studios, Entwicklung und Wissenstransfer" miteinander vereinen soll. Nach Darstellung Fiebigs soll die Abteilung vor allem als Dienstleister fungieren und mit Impulsen und Experimenten Einfluss auf die anderen beiden Hauptabteilungen nehmen.

Aus zwei Sendungen wird eine

Dass zwei der drei Hauptabteilungen mit Beate Höbermann und Monica Mellino eine neue Leitung erhalten, wird Fiebig bei der Neuaufstellung des rheinland-pfälzischen Landessenders gewiss entgegenkommen. Aus Sicht einiger Mitarbeiterinner und Mitarbeiter des Senders dürften die Veränderungen aber durchaus schmerzhaft sein. Die wöchentliche Sportsendung aus Rheinland-Pfalz entsteht - trotz einiger Kritik - seit geraumer Zeit bereits zusammen mit den Kollegen aus Baden-Württemberg und im nächsten Jahr soll auch das Kulturmagazin "Landesart" durch eine neue Gemeinschaftssendung ersetzt werden. "Wir wollen im Linearen Dinge zusammenführen, um Kapazitäten, Zeit und Ressourcen zu haben, damit wir uns mehr um digitale Inhalte kümmern können", betont Fiebig. "Das wird nach und nach weitere Bereiche betreffen."

Überhaupt will die neue Landessenderdirektorin die Menschen in Rheinland-Pfalz auch abseits der klassischen Medien zu erreichen - etwa über den Instagram-Kanal "SWR Heimat", auf dem Menschen aus der Region porträtiert werden, oder über TikTok, wo neuerdings "German Handwerkskunst" aus dem Bundesland Einzug hält. Viel Eigenes bleibt damit also perspektivisch womöglich gar nicht mehr im rheinland-pfälzischen TV-Programm übrig, sieht man mal von der täglichen "Landesschau", den regionalen Nachrichten und dem politischen Magazin "Zur Sache, Rheinland-Pfalz" ab. "Wir müssen im Linearen schlanker werden", gibt Ulla Fiebig die Marschroute vor.

Fördern will die neue Chefin vor allem die "Aktualität und alles, was im Heimatkontext steht". Kurz ist auch die Rede von einer engeren Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk, dessen Inhalte manchem Rheinland-Pfälzer durch die Nähe zur Rhein-Main-Region näher sind als Berichte aus Kaiserslautern, wie sie der SWR im Programm hat. Wie genau eine Zusammenarbeit aussehen könnte, ließ Ulla Fiebig offen. Vielleicht ist das ohnehin eher ein Thema für den künftigen ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke, der bekanntlich schon den Saarländischen Rundfunk näher als bisher an den SWR gerückt sähe.