Eine geplante Produktion der Deustchen Welle musste unter dem Druck irakischer Regierungsvertreter abgesagt werden. Wie der Auslandssender mitteilte, hätten Moderator Jaafar Abdul Karim und sein Team das Land am Donnerstag aus Sicherheitsgründen kurzfristig verlassen.

In der aktuellen Ausgabe von "Jaafar Talk" sollte es um Jugendarbeitslosigkeit, politische Partizipation und Frauenrechte gehen. Geplant war, sie im Zawraa-Park in Bagdads hochgesicherter Grünen Zone vor rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauern aufzuzeichnen. Im Vorfeld der geplanten Aufzeichnung sei es jedoch zu Drohungen gegen Abdul Karim gekommen. So veröffentlichte ein irakisches Medium auf Instagram ein Video, in dem es dem DW-Moderator vorwarf, "abnormales und perverses" Sexualverhalten in Bagdad verbreiten zu wollen. In dem Video wurden Ausschnitte aus früheren Sendungen gezeigt, in denen es um Homosexualität ging. 

Abdul Karim berichtete, er und sein Team seien danach von hochrangigen irakischen Verantwortlichen immer stärker unter Druck gesetzt worden. Am späten Mittwochabend verlangten Vertreter des irakischen Innenministeriums schließlich, mit dem Moderator in seinem Hotel zu sprechen und erklärten ihm nach Angaben der DW, dass er ohne eine Sondergenehmigung nicht weiterarbeiten dürfe und bei Zuwiderhandlung mit einer Verhaftung rechnen müsse. 

"Es ist alarmierend, wie Journalisten im Irak behandelt werden", sagte DW-Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge. "Die Bedrohung unseres Teams und des Moderators Jaafar Abdul Karim durch Kräfte im Irak, die der freien Meinungsäußerung einen Riegel vorschieben wollen, ist nicht hinnehmbar. Die Sendung 'JaafarTalk' erreicht Millionen von Menschen, weil die DW damit eine Plattform für in der Region wichtige Debatten bietet. Auch nachdem wir gezwungen wurden, diese Sendung abzusagen, werden wir weiter über die Entwicklungen im Irak berichten."

Die Deutsche Welle hat inzwischen bei der irakischen Botschaft in Berlin Protest gegen die Behandlung ihrer Mitarbeitenden und die Behinderung der journalistischen Arbeit eingelegt. "Diese massive Nötigung durch offizielle Behörden der Republik Irak ist eine beispiellose Einschränkung der Pressefreiheit", heißt es darin.