Eine Woche ist es noch hin bis jeder die ersten Folgen der Serie "Der Schwarm" in der ZDF-Mediathek sehen kann. Mit einem Budget von 40 Millionen Euro ist es die aufwendigste deutsche TV-Produktion bislang, das zugrunde liegende Buch von Frank Schätzing war ein Bestseller - dementsprechend hoch sind nun also die Erwartungen. Die erste öffentliche Kritik kommt nun aber ausgerechnet von Frank Schätzing selbst im Rahmen eines Interviews mit der "Zeit" - und sie fällt wenig schmeichelhaft aus.

Das dürfte für die Macherinnen und Macher nicht vollkommen überraschend kommen, denn Frank Schätzing hatte sich im Verlauf der Produktion aus dem Projekt zurückgezogen. Eigentlich habe man "unmissverständlich vereinbart", dass Frank Doelger seine Expertise als Producer, Schätzing seine Expertise als Storyteller einbringen solle. "Aber Frank zog auch das Storytelling an sich. Am Ende wollte er den 'Schwarm' im Alleingang erzählen, nur nach seinen Vorstellungen. In Kreativteams sind Reibereien normal, daraus entstehen die besten Ideen. Aber wir waren schlicht kein Team mehr. " Schätzing habe das Projekt aber angesichts von Hunderten involvierten Menschen nicht stoppen wollen, sondern habe seinen Credit als Executive Producer zurückgezogen und sei ausgestiegen.

Den Machern wünsche er zwar viel Erfolg, begeistert sei er von der Serien-Umsetzung nun aber nicht, weil sie unter ihren Möglichkeiten bleibe. Zum Positiven: Look, Musik, Sound-Design und Special Effects seien gelungen. Vom Rest ist er weniger begeistert: "Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt", so Schätzing, der bemängelt, dass man sich nie von der konventionellen TV-Dramaturgie löse und "cineastischen Wagemut" vermissen lasse. Vor allem wirft er Doelger vor, dass die nun schon 20 Jahre alte Geschichte nicht auf die aktuelle Zeit angepasst worden sei und sich nicht weit genug vom Buch löse - was für eine gute Verfilmung nötig sei.

"2004 war der Klimawandel weniger präsent, es gab keine Social Media. Seitdem hat sich die Medien- und Kommunikationsdynamik enorm beschleunigt. Dem trägt die Serie ebenso wenig Rechnung wie aktuellen sozialen und geopolitischen Entwicklungen. Selbst die Figuren wirken seltsam entmodernisiert", so Schätzing, der unter anderem Fridays for Future in der Serie hätte thematisieren wollen. Er habe die Aktivistin Carla Reemtsma als Beraterin gewonnen, von ihrem Input sei aber nichts zu sehen. "Wie kann man den 'Schwarm' im Jahr 2023 ohne das Kräftemessen zwischen den USA und China erzählen? Man muss Dinge straffen, ändern, absolut! Aber sinnvoll." Einen neu erfundenen Erzählstrang kanzelt er in dem Zusammenhang als "zusammengeschusterten Unsinn ohne aktuelle Relevanz" ab.

Ob Schätzing mit seiner Einschätzung recht hat, kann in Kürze dann jeder selbst beurteilen. Das ZDF stellt die ersten drei Folgen ab dem 22. Februar in der Mediathek online, am 1. März folgen die Folgen 4 bis 6, die beiden finalen Folgen gibt's ab dem 8. März zu sehen. Im linearen ZDF-Programm läuft "Der Schwarm" ab dem 6. März an vier aufeinanderfolgenden Tagen um 20:15 Uhr

Mehr zum Thema