Am 31. Januar hat der MDR unter dem Titel "Doping und Dichtung - Das schwierige Erbe des DDR-Sports" eine Dokumentation in seinem TV-Programm ausgestrahlt. Darin kritisieren ehemalige Weggefährten die ehemalige DDR-Leistungssportlerin und spätere Vorsitzende des Doping-Opfer Hilfevereins Ines Geipel. Die Doku sorgte aber auch für Kritik. Und auch Geipel selbst wehrt sich gegen den Film und hat unter anderem beim MDR-Rundfunkrat eine Beschwerde eingereicht

Geipel selbst kommt in der Doku nicht zu Wort, die Möglichkeit eines Interviews lehnte sie im November ab. In ihrer Beschwerde vor dem Rundfunkrat argumentiert sie etwa, sie habe nicht von journalistischer Fairness ausgehen können. "Trotz der Tatsache, dass ich keine Einwilligung zum Interview gegeben habe, hätte ich laut kürzlicher Rechtssprechung bekanntermaßen bei einer Verdachtsberichterstattung, die mit derart schwerwiegenden Betrugsvorwürfen aufwartete, vor der Ausstrahlung des Films die Gelegenheit erhalten müssen, konkret Stellung zu beziehen", schreibt Geipel. Diese Stellungnahme müsse dann auch in der Berichterstattung sichtbar werden. Das ist nicht geschehen und deshalb wittert Geipel nun einen "gravierenden Verstoß gegen das allgemeine Persönlichkeitsrecht sowie gegen das Presserecht".

Der MDR hält weitestgehend an der Doku fest, hat aber nun in zwei Punkten Fehler eingeräumt. "Wie eine MDR-interne Überprüfung ergab, hätte die Interview-Anfrage der MDR-Sportredaktion an Ines Geipel detaillierter ausfallen können", heißt es vom Sender. Außerdem wäre es "journalistisch geboten" gewesen, Geipel am Ende der Recherchen mit einzelnen Aussagen der Protagonisten des Films zu konfrontieren - also genau so, wie Geipel es angemahnt hat.

Im Rahmen des ganzen Wirbels hat der Sender nun weitere Berichterstattung rund um den Fall angekündigt - und da soll idealerweise dann auch Ines Geipel zu Wort kommen. Klaus Brinkbäumer, MDR-Programmdirektor Leipzig, sagt: "Auf unseren Film über Ines Geipel und die Kritik an ihrer Person haben wir sehr viele sachkundige, auch kontroverse und emotionale Reaktionen bekommen. Bei unserem Publikum gibt es mehr als dreißig Jahre nach der Wende ein großes Interesse an einer objektiven Aufarbeitung und Vertiefung des Themas Doping im DDR-Sport. Diesem Interesse wollen wir nachkommen und unsere Berichterstattung deshalb fortsetzen. Wir werden Ines Geipel erneut dazu einladen, daran mitzuwirken und Stellung zu beziehen."

Der MDR verzeichnete bei der Erstausstrahlung von "Doping und Dichtung" bundesweit 330.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, was einem Marktanteil in Höhe von 1,7 Prozent entsprach. Im MDR-Sendegebiet war das Interesse sehr hoch, hier wurden 11,6 Prozent gemessen. Nach MDR-Angaben kommt die Doku in der Mediathek aktuell auf rund 30.000 Abrufe.