Nachdem Thomas Rabe bei RTL bzw. Gruner + Jahr in Hamburg die Einstellung zahlreicher Titel und einen damit verbundenen erheblichen Personalabbau verkündet hat, äußerte Julia Becker, Verlegerin der Funke Mediengruppe, kürzlich bereits in einem Gastbeitrag für die "FAZ" deutliche Kritik und stellte Rabe als mutlosen "Chefcontroller" dar, der sich einfach keine Mühe machen wolle, auch kleinere Titel zu retten. Im OMR-Podcast legt sie nun mit allgemeiner Kritik an der Branche nach.

Erneut spricht sie angesichts zahlreicher Sparmaßnahmen von "Mutlosigkeit", diesmal in Bezug auf Verlagsmanager im Allgemeinen: "Ich glaube, das größte Problem ist ein Selbstverständnis in den Köpfen der Manager, die für ein Wahnsinns-Gehalt da sitzen; diese Vorstellung von ,bis hierhin hat es doch eigentlich immer gereicht’. Wer hat eigentlich richtig Lust auch mal fünf Jahre weiterzudenken, neue Geschäftsmodelle zu erschließen? Das ist das, was wir jetzt tun müssen", so Becker.

Optimieren auf Kosten der Redaktionen hält sie für überholte "Manager-Denke aus den 1980er, 1990er Jahren". Dabei habe sie das Problem auch im eigenen Haus festgestellt: "Die Liebe zu den journalistischen Marken, die spürte ich zumindestens, wenn ich auf unser Unternehmen geschaut habe, bei fast keinem derjenigen, die wirklich große Verantwortung auf den Führungsebenen hatten."

Man müsse sich daher "unternehmerisch so aufstellen, dass nicht jede Ergebnis sichernde Maßnahme durch die Redaktionen führt". Die Begründung "Da sitzen doch noch genug" sei aus ihrer Sicht nicht akzeptabel: “Weil damit unsere journalistische Substanz, die Kreativität, quasi mit jedem weiteren entlassenen Journalisten und jeder weiteren entlassenen Journalistin über Bord gekippt wird. Immer mit dem Fokus, das Ergebnis zu optimieren."

Starke Worte also, an denen sich die Funke-Führung in den kommenden Monaten und Jahren stets wird messen lassen müssen. Eine Maßnahme haben Julia Becker und ihre beiden Geschwister Nora Marx und Niklas Jakob Wilcke als Gesellschafter der Funke-Mediengruppe jedenfalls schonmal beschlossen: Man wolle in der aktuellen Phase auf Ausschüttungen verzichten. "So zu wirtschaften, dass wir uns unabhängigen, freien Journalismus leisten können, ist unser Auftrag", so Becker.

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