Das letzte Instagram-Posting der Deutschen Produktionsunion datiert vom 1. Dezember vorigen Jahres. Es ist ein kurzer Zusammenschnitt bisheriger Projekte, die das Unternehmen in den zwei Jahren nach seiner Gründung produziert hat - ein leicht verspätetes Geburtstags-Posting. Vermutlich dürfte den Verantwortlichen um Jürgen Hepp und Alexander Isadi schon damals klar gewesen sein, dass die Zukunft der 2020 inmitten der Corona-Pandemie vollmundig gegründeten Produktionsfirma düster ist. Nun steht endgültig fest: Der zweite war der zugleich der letzte Geburtstag, den die DPU feierte.

Nach einer Party dürfte im Dezember nur noch wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zumute gewesen sein. Spricht man mit Menschen, die eng mit der Deutschen Produktionsunion verbunden waren, dann geht es schnell um schlechte Stimmung, hohe Fluktuation und Management-Fehler. All das gipfelte wenige Tage vor Heiligabend in der Nachricht von der Insolvenz - eine vergleichbare Pleite auf dem deutschen Produzentenmarkt hatte es seit Jahren nicht gegeben. 

Die beiden Geschäftsführer Jürgen Hepp und Alexander Isadi gaben sich zu diesem Zeitpunkt zwar noch kämpferisch und erklärten, möglichst einen neuen Investor finden zu wollen, um den Weiterbetrieb zu sichern, doch potenzielle Geldgeber haben nach Prüfung der Bücher abgewunken. Inzwischen, kurz vor Ostern, ist klar: Der Wunsch hat sich nicht erfüllt; die Deutsche Produktionsunion wird abgewickelt, wenn auch nicht sofort, wie Hepp auf DWDL.de-Nachfrage betont. "Die DPU GmbH wird ihren Betrieb einstellen - allerdings erst, wenn wir unsere laufenden Produktionen abgewickelt haben. Das geschieht vertrauensvoll mit unseren Partnern und Auftraggebern", so der Geschäftsführer.

Konkret sollen nach DWDL.de-Informationen noch neue Folgen zweier Sat.1-Shows mit dem Comedian Ralf Schmitz abgedreht werden. Dabei handelt es sich um die Improcomedy "Halbpension mit Schmitz" und die Kuppelshow "Rate my Date". Auch von einer dritten Staffel des ProSieben-Formats "Jenke. Crime" mit Jenke von Wilmsdorff, neben Schmitz der zweite prominente Stützpfeiler der DPU, war zwischenzeitlich die Rede. "Herr von Wilmsdorff und Herr Schmitz werden - wie gewohnt - auch zukünftig in den Medien präsent sein. Daran ändert sich natürlich nichts", betont Hepp. Und auch Christoph Körfer, Sprecher von ProSieben und Sat.1, lässt ausrichten, dass beide "aus den Programmen von Sat.1 und ProSieben nicht wegzudenken" seien. Und er schiebt hinterher: "Wir arbeiten weiter mit beiden Künstlern intensiv zusammen." Fragt sich nur, wer deren Formate künftig produzieren wird. Im Falle von Jenke von Wilmsdorff spricht dem Vernehmen nach einiges für die ProSiebenSat.1-Tochter Redseven Entertainment, wo der Journalist mit Jan Rasmus, einst Investigativchef von RTL, auf einen früheren Wegbegleiter trifft. 

Zu wenige Köpfe, zu viel Streit

Dass es der Deutschen Produktionsunion bis zuletzt nicht gelang, weitere Künstlerinnen und Künstler an sich zu binden, ist eines der Probleme, die zum Scheitern führten. Bei der Gründung hieß es noch, das Unternehmen solle "ein innovatives Zuhause für hiesige Kreative, Künstler und kleinere bzw. mittelgroße Produzenten" werden. In der Realität klappte das nie - zumal die Shows mit Ralf Schmitz zwar ordentlich produziert waren, aber keine allzu großen Quoten-Erfolge wurden, und mit Jenke Wilmsdorff weit weniger für ProSieben umgesetzt wurde als erhofft. Gerade einmal fünf "Experimente" sind seit dessen Wechsel von RTL zu ProSieben vor etwas mehr als zwei Jahren, mit sinkender Quoten-Tendenz, ausgestrahlt worden und die Produktion von "Jenke. Crime" soll, so ist zu hören, zuletzt dermaßen holprig verlaufen sein, dass die Folgen unzählige Male umgeschnitten wurden. 

Zum Verhängnis wurden der Deutschen Produktionsunion aber nicht nur die fehlenden Köpfe. Auch die Konzernunabhängigkeit, einst offensiv als "ein Zeichen gegen den Trend der aktuellen Konsolidierung des Produzentenmarktes" gewertet, erwies sich als Boomerang, weil das Unternehmen - anders als die großen Konkurrenten - auf keinen Formatkatalog zurückgreifen konnte. Ein Unsicherheitsfaktor, erst recht in unsicheren Zeiten wie diesen. Dazu kommen Unstimmigkeiten hinter den Kulissen, die dazu führten, dass der frühere Sat.1-Unterhaltungschef Uwe Schlindwein die DPU schon kurz nach der Gründung wieder verließ und auch dessen Nachfolger Jan-Philip Senfft längst nicht mehr mit an Bord ist.

Auch Jens Bujar, der über Lodge of Levity, eine gemeinsam mit Florian Wieder betriebene Firma, als Gesellschafter fungierte, wurde schon lange nicht mehr am Firmensitz in Köln-Mülheim gesehen. Das Zusammenspiel mit einer Holding der Firmengruppe HPR, die wiederum Mehrheitseigentümer der DPU war, bekam schnell Risse. Keine allzu guten Voraussetzungen also für eine Erfolgsstory. Und so währte der Traum von der Deutschen Produktionsunion nur kurz.

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