Royals, deutsche Schlagerstars und Michael Schumacher sind die Lieblingsthemen der Yellow Press. In den Artikeln wird nicht selten maßlos übertrieben, viele Beschreibungen sind an den Haaren herbeigezogen. Und die Verleger machen keinen Hehl daraus, dass die Klatschblätter für sie eher Unterhaltung als Journalismus sind. Jüngst sorgte die Funke-Zeitschrift "Die Aktuelle" jedoch für einen Aufschrei, weil man ein KI-Interview abdruckte und so tat, als seien die Antworten von Michael Schumacher. 

Das war sogar für die oft völlig übergeigten Artikel in den Klatschblättern eine Nummer zu heftig. Funke entschuldigte sich nach der Veröffentlichung bei der Familie Schumacher für den Text und sprach von einem "geschmacklosen und irreführenden Artikel", der nicht den Standards von Journalismus entspräche. In der Folge setzte Funke auch die Chefredakteurin von "Die Aktuelle" vor die Tür. Eine Woche später hebt die Funke-Zeitschrift "Das Goldene Blatt" nun ebenfalls Michael Schumacher und seine Frau Corinna auf das Cover der aktuellsten Ausgabe. 

In schlechter Klatsch-Manier versucht man auf dem Titel Neugier für den Text im Inneren zu erzeugen: "DAMIT hat KEINER gerechnet", heißt es etwa. Oder: "Glücks-Jubel". "Das Goldene Blatt" berichtet aber nicht etwa über die Verwerfungen beim Schwestertitel "Die Aktuelle", sondern will seine Leserinnen und Leser mal wieder mit einer vermeintlichen Exklusiv-Meldung ködern. 

Liest man den Text im Innenteil des Heftes, könnte er nicht harmloser sein. Die vermeintliche Neuigkeit: Auch fast zehn Jahre nach seinem Ski-Unfall könne sich Michael Schumacher noch "felsenfest auf seine Familie" verlassen. Die Redaktion schreibt: "Der Zusammenhalt scheint sogar größer als je zuvor. Damit hat wohl keiner gerechnet." Als Beleg führt das Magazin Zitate von Corinna Schumacher an, die diese vor rund eineinhalb Jahren im Rahmen der Netflix-Doku "Schumacher" getätigt hat. 

Wieder einmal suggeriert ein Klatschblatt also Neuigkeiten über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher, wo keine sind. Dieses Mal sind die Informationen immerhin nicht komplett erfunden, sie finden nur mit einem Verzug von mehr als einem Jahr ihren Einzug in "Das Goldene Blatt". Und das alles wenige Tage nach dem Eklat rund um das KI-Interview in "Die Aktuelle". Ob das der Journalismus ist, den sich die Funke Mediengruppe von seinen Yellows erwartet? Chefredakteurin von "Das Goldene Blatt" ist Claudia Groß-Trybuhl.

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