Durch die Einführung eines neuen Verfahrens zur Synchronisation sieht die BVFT die Qualität von Filmen und Serien gefährdet. Konkret geht es darum, dass das französische Unternehmen Dubbing Brothers bei seinen deutschen Ablegern angeblich plant, die sogenannte "Bande Rythmo"-Technologie einzuführen. Das ist ein eigentlich schon älteres Verfahren, das in Frankreich Standard in der Synchronisation ist. Anders als beim bislang in Deutschland üblichen Verfahren wird dabei nicht in sechs bis acht Sekunden langen Takes synchronisiert, sondern in Loops mit einer Länge von rund 45 Sekunden. 

Bei der BVFT gibt es gegen das in Frankreich eingesetzte Verfahren große Vorbehalte. Die Berufsvereinigung spricht von einem "Rückschritt in der Einführung ‘neuer’ Aufnahmetechnologien". Die BVFT nimmt an, dass es Dubbing Brothers um Kosteneinsparungen geht. Denn bei "Bande Rythmo" würden Positionen entfallen, die in Deutschland heute noch Standard seien bei Synchronisationsarbeiten - beispielsweise die von Taker und Takerinnen sowie Cutter und Cutterinnen. 

In Deutschland synchronisierte Filme und Serien bescheinigt die BVFT eine im internationalen Vergleich "überdurchschnittlich hohe Qualität". Das führt man auch auf die hier bislang geltenden Standards zurück. Durch eine umfassend inhaltlich-kreative Vorbereitung und Umsetzung werde ein Zusammenspiel bewährter Positionen und Gewerke ermöglicht. Aktuell bereiten Takerinnen und Taker jede Aufnahme vorab in dramaturgisch sinnvolle Take-Einheiten auf. Während der Aufnahme werden diese von Synchronsprecherinnen und Synchronsprechern unter Anleitung der Regie eingesprochen sowie unter unmittelbarer Rückmeldung der Cutter auf Synchronität finalisiert. Diese Umsetzungsweise sieht man durch die "Bande Rythmo"-Aufnahmetechnik in Frage gestellt.

Bei der in Frankreich eingesetzten Technologie würde die vorab durchgeführte, inhaltlich-dramaturgische Aufbereitung entfallen und durch eine zeitbasierte Aufbereitung in Loops ersetzt. Durch die viel größere Länge der Loops befürchtet man, dass Synchronsprecher ihre Texte künftig nur noch ablesen. "Zudem verhindert es die notwendige Anpassung von Wörtern oder Satzteilen im Studio, um dem deutschen Sprachduktus und Satzbau Rechnung zu tragen. Ebenso entfallen Korrekturmöglichkeiten zur Gewährleistung der Synchronität, für welche sich die Studiocutter*in wesentlich verantwortlich zeichnen, indem sie unmittelbar nach einer Aufnahme Rückmeldung zur Synchronität geben", heißt es von der BVFT. Auch eine mögliche Verkürzung der Loops würde daher nicht zu einer Verbesserung im Vergleich zum bisherigen Synchro-Standard führen. 

Vor diesem Hintergrund spricht sich die Berufsvereinigung gegen die Einführung der vor allem in Frankreich eingesetzten Technologie aus. Bereits zuvor hatte sich auch der Bundesverband Schauspiel gegen die neue Technologie gestellt und von einem "erheblichen Risiko für qualitativ hochwertige Synchronfassungen" gesprochen. Zur französischen Dubbing Brothers Gruppe gehört in Deutschland unter anderem die FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH. Eine kurzfristige Anfrage von DWDL.de bei FFS zur angeblichen Einführung der Technologie und der Kritik der BVFT ist aktuell noch unbeantwortet.