Dass der deutsche Werbemarkt schwächelt ist bekannt und war an dieser Stelle bereits mehrmals Thema. Das trifft vor allem auf das TV-Geschäft zu. Die nun vorgelegten Geschäftszahlen von ProSiebenSat.1 für das erste Quartal 2023 bestätigen diesen Trend: Die TV-Werbeeinnahmen des Konzerns sind in den ersten drei Monaten des Jahres um 12 Prozent eingebrochen. Insgesamt ging der Umsatz im Segment Entertainment sogar um satte 20 Prozent auf nur noch 527 Millionen Euro zurück. Das ist auch auf Konsolidierungseffekte rund um den Verkauf der Red Arrow Studios zurückzuführen, organisch lag das Minus noch immer bei 14 Prozent. 

Auch im Bereich Dating & Video lief es nicht viel besser. Der Umsatz lag hier bei 117 Millionen Euro und damit 11 Prozent unter dem des Vorjahres. Bereinigt man den Umsatz um Währungseffekte steht sogar ein Minus von 14 Prozent. Für das Video-Geschäft verweist ProSiebenSat.1 auf ein "wettbewerbsintensives Umfeld" und beim Dating entwickelt sich zwar eharmony auf dem US-Markt gut, gleichzeitig schwächelt aber das Business im deutschsprachigen Raum. 

Einzig das Segment Commerce & Ventures verzeichnete in den ersten drei Monaten des Jahres ein Umsatzwachstum, hier ging es um 17 Prozent nach oben - auf 172 Millionen Euro. Wichtigste Wachstumstreiber waren das Beauty & Lifestyle-Geschäft mit flaconi sowie das Online-Vergleichsportal Verivox. Letzteres profitierte vor allem von sinkenden Strom- und Gaspreisen, weshalb sich der Wettbewerb nun wieder belebte und die Menschen Anreize hatten, ihren Tarif zu wechseln. Das Media-for-Revenue- und Media-for-Equity-Geschäft der SevenVentures war dagegen rückläufig. Das habe man erwartet und diese Entwicklung reflektiere das aktuelle Werbemarktumfeld, heißt es aus Unterföhring. 

Als Konzern verzeichnete ProSiebenSat.1 damit insgesamt deutlich sinkende Umsätze. Im ersten Quartal lag man bei 816 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 941 Millionen. Das entspricht einem Minus von 13 Prozent und auch organisch schrumpfte das Geschäft um 8 Prozent. Das schwierige Geschäftsumfeld hatte auch Auswirkungen auf das Adjusted EBITDA, also das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis, das um mehr als die Hälfte auf 53 Millionen Euro einbrach. Der bereinigte Konzernüberschuss fiel mit -15 Millionen Euro in den negativen Bereich. Neben dem schwachen, aber nach wie vor sehr profitablen Werbegeschäft machte sich hier die Vollkonsolidierung von Joyn bemerkbar. Nach der vollständigen Übernahme durch ProSiebenSat.1 schlug die Streamingplattform hier mit -14 Millionen Euro in die Bücher ein.

Trotz des sehr verhaltenen Starts in das neue Jahr hat ProSiebenSat.1 seinen Ausblick auf das aktuelle Geschäftsjahr bestätigt. Das basiert aber weiterhin auf der Annahme, dass sich der Werbemarkt im zweiten Halbjahr spürbar erholt - und das dann auch bei den Sendern der Gruppe ankommt. Man sei "vorsichtig optimistisch", dass sich der Werbemarkt in der zweiten Jahreshälfte erhole, sagt ProSiebenSat.1-Boss Bert Habets. Insgesamt erwartet man einen Konzernumsatz von rund 4,10 Milliarden Euro (+/- 150 Millionen) und ein Adjusted EBITDA von etwa 600 Millionen Euro (+/- 50 Millionen). 

Keine Details zum Personalabbau

Bert Habets, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE, sagt: "Wie erwartet hat das makroökonomische Umfeld im ersten Quartal 2023 unser Werbegeschäft weiter direkt belastet. Dies dürfte sich auch im zweiten Quartal noch fortsetzen, wenngleich etwas weniger ausgeprägt. Bereits im Juni sehen wir wesentliche Verbesserungen in den Werbebuchungen im Vergleich zu den Vormonaten. Daher rechnen wir aktuell mit einem adjusted EBITDA im zweiten Quartal in einem mittleren bis hohen zweistelligen Mio-Euro-Betrag. Gleichzeitig erwarten wir eine spürbare Erholung unseres sehr profitablen Werbegeschäfts in der zweiten Jahreshälfte, parallel zum prognostizierten konjunkturellen Aufschwung. 2023 schaffen wir die Grundlagen, um langfristig profitabel zu wachsen. Wir fokussieren uns deshalb klar auf Kosteneffizienz und investieren gezielt in die für uns strategisch wichtigen Bereiche, um unsere Angebote vor allem digital noch attraktiver zu machen. Hier steht Joyn im Fokus. Mit dem Start unserer Streaming-Plattform in Österreich haben wir gezeigt, dass eine gemeinsame Plattform aus privaten und öffentlich-rechtlichen Inhalten möglich ist. Daran arbeiten wir auch in Deutschland intensiv. Denn letztendlich geht es darum, den Zuschauer:innen das bestmögliche Angebot zu machen und sie direkt bei ihren Bedürfnissen und Gewohnheiten abzuholen."

Konkrete Details zu einem vor einigen Wochen angekündigten Personalabbau hat ProSiebenSat.1 am Freitag nicht gegeben - umgesetzt soll das Programm freilich trotzdem. Habets sprach im Zuge dessen davon, "intensiv an der Neuorganisation und kulturellen Transformation" der Gruppe zu arbeiten. Dazu führe man auch erste Gespräche mit dem Betriebsrat.