Schon in den vergangenen Wochen gab es Spekulationen rund um ein mögliches Aus von ServusTV in Deutschland - nun bewahrheiten sich diese. Wie der Sender gegenüber DWDL.de bestätigt hat, wird der lineare Sendebetrieb zum Jahreswechsel eingestellt. "ServusTV setzt ab 2024 seinen Fokus in Deutschland auf die digitale Verbreitung über die Videoplattform ServusTV On", heißt es vom Sender. Der lineare Sendebetrieb laufe in diesem Jahr "uneingeschränkt weiter" und werde mit Jahresende eingestellt. "ServusTV konzentriert sich künftig verstärkt auf seinen Heimatmarkt, wo das Programm des größten österreichischen Privatsenders auch weiterhin linear und digital verbreitet wird."

Zuvor wurde das Ende des linearen Sendebetriebs von ServusTV in Deutschland bereits von einer Springer-Sprecherin gegenüber "Meedia" bestätigt. Sie sagte: "Welt hat das Projekt Servus TV Deutschland gerne begleitet und bedauert daher die strategische Entscheidung von Servus TV, seinen linearen Sendebetrieb Deutschland einzustellen und sich ab dem kommenden Jahr wieder verstärkt auf seinen Heimatmarkt in Österreich zu konzentrieren." Welt hatte ServusTV seit Beginn des Jahres mit Nachrichten beliefert, der komplette Vorabend wurde im Zuge dessen neu gestaltet. 

Und auch wenn man bei ServusTV betont, der Sendebetrieb würde in diesem Jahr noch uneingeschränkt weiterlaufen - zu einem Umbau wird es trotzdem kommen und das trifft dann auch die TV-Macherinnen und Macher von Welt. Bereits ab Juli wird ServusTV die Nachrichtenstrecke am Vorabend deutlich zusammenkürzen. Nach DWDL.de-Informationen beginnt die von Welt zugelieferte News-Schiene dann nicht mehr um 18 Uhr, sondern erst um 19:20 Uhr. 

Aus trifft auch Nachrichtensender Welt

Das, und die Tatsache, dass die News-Zulieferung ab 2024 grundsätzlich endet, ist für Welt ein schwerer Schlag. War die Zulieferung von ServusTV doch auch eine Art Kompensation für den Wegfall des Auftrags der Seven.One Entertainment Group, für die man bis Ende des vergangenen Jahres die Nachrichten geliefert hatte. Aber auch ServusTV wird durch die Entscheidung seinem Ruf als wankelmütigster Sender in Deutschland mal wieder gerecht. 

Erst im Januar war der neue Vorabend unter großem Tamtam gestartet, das ließ sich der Sender auch einiges kosten. Nun also nicht nur die bevorstehende Kürzung dieser Strecke, sondern bald auch das Aus für den ganzen Sender. Ganz überraschend kommt die Entscheidung nun allerdings nicht mehr. Schon im April berichtete DWDL.de neben anderen Medien, dass ein Ende von ServusTV in Deutschland intern seit Wochen diskutiert wird

In Deutschland konnte ServusTV, anders als in Österreich, nie wirklich Fuß fassen - trotz mehrerer Initiativen. Der Sender aus dem Hause Red Bull blieb bis heute ein Nischen-Phänomen und gilt als schwer vermarktbar. Dennoch war ServusTV, in Deutschland wie in Österreich, immer ein Lieblingsprojekt des langjährigen Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz. Nachdem der im vergangenen Jahr verstorben war, ist auch beim Konzern einiges in Bewegung. Projekte, die kein Geld bringen, stehen verstärkt unter Beobachtung. Dazu zählte auch insbesondere ServusTV in Deutschland. 

Fokus auf Österreich

Ferdinand Wegscheider © Screenshot ServusTV Ferdinand Wegscheider
In Österreich ist die Situation eine andere, hier ist der Sender viel etablierter und konnte seine Marktanteile in den vergangenen Jahren kräftig ausbauen. Mittlerweile ist ServusTV in Österreich der stärkste Privatsender. Geschafft hat man das mit dem Erwerb zahlreicher, hochkarätiger Sportrechte. Aber auch viele Eigenproduktionen in der Primetime und am Vorabend laufen gut, auch die Nachrichten von ServusTV sind aus Quotensicht Erfolge. Gleichzeitig gerät Senderchef Ferdinand Wegscheider immer wieder in die Kritik, weil er seine kruden Ansichten und Thesen über den Sender bläst. Erst Anfang des Jahres stellte die Medienbehörde KommAustria fest, dass Wegscheider mit seiner eigenen Sendung gegen das Objektivitätsgebot verstoßen habe - der Sender hat gegen diese Entscheidung Einspruch eingelegt. 

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ServusTV das Aus seines deutschen Ablegers ankündigt. Im Juli 2016 tat man das schon einmal, nur um wenige Monate später eine Rolle rückwärts zu machen. Der Sendebetrieb von ServusTV Deutschland ging dann doch weiter. 2016 war übrigens auch das Jahr, in dem ServusTV grundsätzlich vor dem Aus stand, weil die Belegschaft einen Betriebsrat gründen wollte. Das missfiel Dietrich Mateschitz so sehr, dass er das Aus des Senders ankündigte, nur um wenig später die Entscheidung zurückzunehmen, nachdem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihren Plänen Abstand genommen hatten.