Dem Rundfunkrat des RBB stehen in der kommenden Woche doch nicht nur drei Personen für die Wahl als RBB-Intendantin zur Verfügung. Am Montag hatte der Rundfunkratsvorsitzende Oliver Bürgel, der gleichzeitig auch Vorsitzender der Findungskommission ist, mit Juliane Leopold, Ulrike Demmer und Heide Baumann drei potenzielle Nachfolgerinnen von Interims-Kandidatin Katrin Vernau bekanntgegeben (DWDL.de berichtete). Zuvor stand aber auch Jan Weyrauch, Programmdirektor bei Radio Bremen, bei Mitgliedern der Findungskommission hoch im Kurs, auf der Wahlliste tauchte er schließlich nicht auf. 

Einen Tag später wurde dann auch klar, wieso. Die Personalvertreterinnen in der Findungskommission machten öffentlich, dass der Chef des Verwaltungsrats, Benjamin Ehlers, plötzlich eine Gehaltsobergrenze als Ausschlusskriterium eingeführt habe (DWDL.de berichtete). Nach DWDL.de-Informationen will Ehlers, dass der künftige RBB-Intendant bzw. Intendantin am wenigsten aller ARD-Intendantinnen und Intendanten verdient. Weyrauch war zwar durchaus zu Abstrichen im Vergleich zu Interims-Intendantin Katrin Vernau bereit, wollte sich auf die plötzlich geforderte, harte Grenze aber nicht einlassen - und zog seine Bewerbung daraufhin zurück. 

Jetzt schlagen alle Seiten etwas versöhnlichere Töne an. Von der Gremiengeschäftsstelle des RBB heißt es, dass Weyrauch dem Rundfunkrat am Mittwoch mitgeteilt habe, dass er trotz unveränderter Rahmenbedingungen doch für eine Kandidatur zur Verfügung stehe. "Wir wollen die Wahl nicht durch eine fortlaufende Diskussion um die Kandidatenauswahl belasten. Die Vertragsmodalitäten müssen durch den Verwaltungsrat beschlossen werden", sagt Oliver Brügel, Vorsitzender des Rundfunkrats und der Findungskommission, dazu. 

Benjamin Ehlers, Vorsitzender des Verwaltungsrates und Mitglied der Findungskommission, sagt: "In der Rundfunkratssitzung am morgigen Donnerstag (8.6.23) werde ich noch einmal das Meinungsbild zu den Rahmenbedingungen innerhalb des Verwaltungsrates deutlich machen. Wir haben in den vergangenen Wochen vertrauensvoll mit den Personalvertretungen zusammengearbeitet, es ist uns deshalb sehr wichtig, dass sie sich im Ergebnis des Prozesses wiederfinden." Die Personalvertreterinnen hatten vor allem bemängelt, dass die Gehaltsobergrenze sehr plötzlich und unerwartet von Ehlers ins Spiel gebracht wurde - und dass der Verwaltungsrat dazu auch gar keinen Beschluss gefasst habe. Ganz offensichtlich gibt es für einen solchen Schritt in dem Gremium aber eine Mehrheit. 

Jan Weyrauch gehört nun jedenfalls zu den Personen, die sich Hoffnungen machen können auf das Amt als RBB-Intendant. Die Mitglieder im Rundfunkrat werden am 16. Juni wählen. Weyrauch ist gebürtiger Berliner und hatte in seiner Karriere auch schon Berührungspunkte mit dem RBB bzw. dessen Vorgängern ORB und SFB. Dort baute er den Radio-Jugendsender Fritz mit auf und war bei eben diesem auch als Moderator aktiv. 2001 wurde der Programmchef von You FM, das damals noch HR XXL hieß, später war er am Aufbau von "LateLine" beteiligt. Seit 2011 ist Weyrauch nun schon Programmdirektor bei Radio Bremen. 

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